Hameln. Ziemlich genau 100 Tage sind seit dem ersten Konzert im neuen Hamelner Jazz-Club vergangen. Jacob Karlzon, hochdotierter, schwedischer Jazzpianist, eröffnete den Reigen der musikalischen Glückseligkeit. Weil‘s ihm so gut gefallen hatte, hängte er gleich noch ein Zusatzkonzert dran, das nicht geplant war. Für Boris Faehndrich, verantwortlich fürs Booking und Kopf des „DoubleTime“ am Ostertorwall, stellten Karlzons Konzerte den Auftakt nach Maß dar für das kleine Musikhaus, das es in wenigen Monaten geschafft hat, in der Szene groß rauszukommen. Die zwei exklusiven Konzerte des weltbekannten Tingvall-Trios um Pianist Martin Tingvall wären sonst wohl auch kaum zustande gekommen…

Doch in der Tat: Tingvall, gewissermaßen ein Sahnehäubchen der internationalen Jazz-Szene, gibt sich mit Omar Rodriguez Calvo (Bass) und Jürgen Spiegel (Drums) die Ehre, im 90 Zuschauer fassenden, vergleichsweise kleinen Saal des DoubleTime gleich zwei Konzerte zu geben. Drei Echos, sechs Jazz-Awards – jetzt Hameln! Das klingt nicht nur wie eine kleine Sensation, das ist auch eine. Die beiden Konzerte finden statt am Montag, 16., und Dienstag, 17. März. Ein paar wenige Tickets gibt‘s sogar noch.

Was macht das DoubleTime für Musiker wie Zuschauer so wertvoll? „Es ist die Energie, die sich hier an jedem Abend neu entwickelt. Da entsteht etwas Besonderes. Das ist magisch!“, sagt Boris Faehndrich. Wolfgang Haffner, noch so ein Schwergewicht der Jazz-Szene, hatte nach seinen Konzerten im November vergangenen Jahres – er gab gleich drei (!) – festgestellt: „Dieser kleine kleine Club gehört zu den zehn besten Jazz-Clubs der Welt!“ Für Faehndrich und seine Mitstreiter ein unglaubliches Lob. „Da kriegt man Gänsehaut, wenn ein so bekannter Musiker, der jeden guten Club auf der Welt kennt, so ein Lob ausspricht“, sagt Faehndrich, der im Gespräch mit dem HALLO darauf hinweist, „dass das hier eine Gemeinschaftsaufgabe ist, eine Teamarbeit, auf die alle Beteiligten stolz sein können“.

Da sei einerseits ein harter Kern derer, die von Anfang an wie beseelt am Projekt DoubleTime gearbeitet hätten, und da sind andererseits Freunde und Förderer, die den Verein Förderung von Jazz & Kultur Hameln mit guten Ideen und finanziell unterstützen. Rund 200 Mitglieder sind bereits Teil dieses Clubs – über 100 mehr, als überhaupt hineinpassen!

15 ausverkaufte Konzerte in rund drei Monaten. Nationale und internationale Stars. Handverlesene Konzerte und „ein Publikum, dass besser ist als in Hamburg, Berlin oder München“ (O-Ton Faehndrich). Hier, im 1904 erbauten Haus Ostertorwall 2, wo die Wände auch während der aufwendigen Renovierung und technischen Ausstattung des DoubleTime weitestgehend krumm und schief belassen worden sind, was der Akustik nützt, ist im Kleinen etwas Großstädtisches entstanden. „Was uns am allermeisten freut, ist die Tatsache, dass viele Besucher sagen: ’Super, da gehen wir wieder hin.‘ Und dann kommen sie zum zweiten und zum dritten Mal – das ist klasse.“ Die Begeisterung ließe sich aber auch nicht allein in verkauften Tickets umschreiben, „sondern sie ist da, sie spricht sich herum, und plötzlich haben wir Ticketanfragen nicht mehr nur aus dem 50-Kilometer-Umkreis, sondern auch aus Bremen, Hamburg und Berlin!“, sagt Faehndrich, selbst erfahrener Jazzmusiker.

Highlights, Jam-Sessions und „Back to Hameln“

Für alle Konzerte bis Mai gibt es noch Konzertkarten im Vorverkauf – unter anderem in der DEWEZET-Geschäftsstelle in Hameln, Osterstraße. Doch die Jazz-Highlights sind gewissermaßen nur die Krönung eines Gesamtpakets, das weitere Projekte beinhaltet. So beginnt am kommenden Freitag, 14. Februar, die „Jam Session“. An jedem zweiten Freitag im Monat finden sich dort unter der Leitung von Ansgar Specht Musiker zusammen, die spontan etwas auf die Beine stellen, will heißen: auf die Bühne bringen. Eine Session-Band bildet die Basis; der Rest ist freies Spiel derer, die sich einfach dazugesellen. Eintritt frei. Und bei „Back to Hameln“ geht‘s um Konzerte von Jazzern, die in der Rattenfängerstadt und ihrem Dunstkreis geboren worden sind oder hier aufwuchsen, um dann eine Musikerkarriere anzustreben. Bei „Back to Hameln“ – der Titel dieser Reihe sagt‘s – kehren sie zurück an den Ort ihrer (musikalischen) Wurzeln. Mehr Informationen im Netz: www.doubletime-club.de