Von Jens F. Meyer

Es gibt Lieder, die uns nicht einfach einen Moment versüßen, sondern das Leben. Sie lassen uns die Welt umarmen, den Aufwind spüren; sie sind imstande, die Liebe, die wir in uns tragen, mit einfachster Akkordfolge zu vergolden. Diese Songs reiten auf den Schwingen der Fröhlichkeit direkt in unser wildes Herz. Sie duften wie Rosen, sie blähen die Segel unseres Seelenschiffes und schmecken wie Champagner zu Austern im Kreise der Liebsten. Sie lassen uns unsere Arme ausbreiten, als wollten wir alles Glück der Welt einfangen. Vor allem aber sind sie groß, noch bevor sie in der Hitparade auf den Thron gestürmt sind.

Shaboozeys „A bar song (Tipsy)“ vereint all diese Komponenten in einem Country-Vibe, der mit dem Folk züngelt. Die Akustikgitarre bestimmt, wo‘s lang geht, die Geige setzt den melancholischen Touch hinein in eine Melodie, in der der US-Singer-Songschreiber übrigens den Track „Tipsy“ von US-Rapper J-Kwon so aufrichtig sampled, dass mit seinem „A bar song“ selbst die laueste Party auf ’nen Siedepunkt gebracht wird. Weil‘s übrigens ja auch ums Trinken geht, um den doppelten Whiskey an der Bar, wo alle beschwipst sein werden, um die Party „downtown“ und all das. Muss auch mal sein. Rasta-Träger Shaboozey singt‘s lässig und cool mit heiterem Charme und angeheisertem Timbre, ein Chor folgt ihm voller Inbrunst, und ja: Irgendwo tief in diesem jungen, 2024er Track verwurzelt liegt eine Magie, die ihn zum Evergreen werden lassen könnte. Wenn er‘s nicht schon ist. Geht richtig steil. Cheers!