Weserbergland (ey). Ende gut, alles gut? So ganz stimmt das nicht, denn die Landwirte hatten bereits im Frühling mit Trockenheit zu kämpfen. „Zu wenig Wasser in der Anwuchsphase, das ist immer Stress“, sagt Kreislandwirt Karl-Friedrich Meyer. Stress für den Weizen, die Gerste, den Raps. Und für die Bauern. Und doch: Am Ende dieser Getreideerntesaison können die Landwirte weitestgehend zufrieden sein. Was wiederum – der Krieg in der Ukraine ist Auslöser – auch in der Bevölkerung mit Wohlwollen aufgenommen wird. Das Interesse an der Versorgung mit Getreide ist immens gestiegen.

Mit diesem Wochenende werden die Betriebe im Weserbergland alles Getreide gedroschen haben, was zu dreschen ist. Ein Finale, das rund zwei Wochen vor dem „normalen“ Termin stattfindet. „Hitze und Trockenheit sind Auslöser. Dass der komplette Winterweizen schon Anfang August eingeholt wird, ist ungewöhnlich“, sagt Karl-Friedrich Meyer. Normalerweise rolle der letzte Mähdrescher dafür erst so um den 20. des Spätsommermonats vom Feld. Nun wurde in der zurückliegenden Woche alles in puncto Getreide vom Feld geholt. Heißt: noch die letzten zehn Prozent Weizen gedroschen plus Winterraps. Erledigt.

Wer sich nicht auskennt: Winterraps ist der, der im Frühling so wundervoll gelb blüht und zur Ernte hin braun aussieht. „Der ist sehr unterschiedlich abgereift, was eigentlich ein gutes Zeichen ist“, sagt Karl-Friedrich Meyer. Ein Getreide, das offensichtlich gut mit allen Wettern auskommt. Und da man beim Klimawandel ganz ohne Zweifel nicht mehr allein von Kapriolen Petrus’ sprechen kann, sondern von einer Zeitenwende, sei der Raps sicher eine gute Frucht, „wenn er denn in die Fruchtfolge passt“, so der Kreislandwirt.

Insgesamt zögen die Bauern eine recht gute Bilanz für dieses Jahr. Gerste- und Roggen-Qualitäten waren in Ordnung; auch beim Weizen trifft das zu. „Hier gab es gute Erträge nur dort nicht, wo in Hanglagen das Wasser abgelaufen und nicht in den Boden gesickert ist“, sagt Karl-Friedrich Meyer. Aber der heiße, trockene Sommer, nein, der sei im Grunde gar nicht das Hauptproblem. „Vielmehr gibt es ein Manko an Niederschlag im Frühling, ja, sogar schon im Winter. Uns fehlt der Schnee, der dann nach und nach die Feuchte an die Erde abgibt. Und uns fehlen die Schauer des Frühlings.“

Dies zeige sich auch in der nun bevorstehenden Ernte von Hackfrüchten – Kartoffeln seien bisweilen kleiner und stürben früher im Kraut ab. Auch beim Mais: Trockenschäden auf vielen Feldern in der Region. Für die Zuckerrüben gelte dieselbe Belastung. Da wäre es laut Karl-Friedrich Meyer gut, wenn im Spätsommer nun doch noch einige Schauer niederprasselten. Oder besser: Lang anhaltender Landregen, der die Zeit hat, in den Boden zu sickern, anstatt oberflächlich abzufließen.