Von Jens F. Meyer

Musik als Flashback crasht mitunter volle Kraft gegen all unsere Erwartungen. Wir hören einen Song, zu dem wir vor Jahrzehnten als Teenager und Twens unter der Discokugel ekstatisch herumzappelten, und müssen heute zugeben, dass uns die Nummer kühlschrankkalt lässt. Ob das bei Afrika Bambaataa & Soulsonic Force auch der Fall ist, weiß ich noch nicht, aber da ich nun schon begonnen habe, mir über die Scheibe „Planet Rock“ einigermaßen philosophische Gedanken zu machen, will ich ihr doch einen Platz im Hi(t)Story-Olymp geben. Allein der Tatsache wegen, dass sie zwar spürbar ein Vintage-Mäntelchen trägt, sich dem Staub der Zeit aber stets zu entledigen wusste, weil diese Hip-Hop-Hymne extrem viele Genres aufgreift.

Vater der Klamotte ist der in der Bronx geborene Lance Taylor, der als „Godfather of Hip Hop“ zu weltweitem Ansehen gelangte. Er gab sich den Künstlernamen Afrika Bambaataa und sprengte 1982 mit seinem von Arthur Baker produzierten „Planet Rock“ musikalische Grenzen. Der Sound Kraftwerks kommt deutlich zum Vorschein; dafür hat Meister Bambaataa bis heute ’n Faible. House & Techno-Sounds kreuchen aus dem rhythmischen Kontext, verbinden sich mit Rap und Drum & Base. Funk funkelt hervor. Was nicht enthalten ist in „Planet Rock“ … ist Rock.
Ein Meilenstein, der uns eine Antwort darauf gibt, wer den Hip Hop erfunden hat: Neben Grandmaster Flash ist es Afrika Bambaataa gewesen, ja, so ist es, Bambaataa, der mit dem Album und der gleichnamigen Singleauskopplung Kritikern zufolge höchstselbst ein neues Genre begründete. Mit Zeilen wie:

„Bump bump bump,
get bump, now let‘s go, house,
Rock it, don‘t stop it.“

Keine Ahnung, was er uns damit sagen will. Darum geht‘s aber nicht. „Planet Rock“ war kein Lied, es war eine Bewegung. Und ist sie zumindest ein ganz kleines bisschen bis heute auch geblieben.