Von Jens F. Meyer

Wie mir zu Ohren gekommen ist, hat der „Aromaboy“ keine Zukunft. Unter diesem Pseudonym pröttelt er seit der Bronzezeit stumpf vor sich hin, lässt mit Filtergröße 100 und einer Leistungsaufnahme von 550 Watt heißes Wasser durch braunes Pulver sickern, was letztlich eine herrlich schwarze Flüssigkeit ergibt, die sich Kaffee nennt. Das Kerlchen mit der Ein-Tassen-Kanne (mehr ist nicht drin) wurde im Laufe der Jahrhunderte bester Freund alleinstehender Herrschaften, verbindet Kollegen in unzähligen Büros und war – das Design lässt es vermuten – bei der Entdeckung Amerikas an Bord der drei Schiffe von Kolumbus und auch bei der Französischen Revolution dabei, um die Truppen zu versorgen. Dass nach einer solchen Zeitspanne das Ende naht, ist bitter, bitter vor allem für Menschen wie mich, die mit überkandidelten Vollautomaten, die sich mittendrin selbst reinigen, wie Dampflokomotiven zischen und Milchschaumberge kreieren, die so hoch wie der Köterberg sind, absolut nichts anfangen können.

Der kleine, bescheidene Aromaboy hat nur eine Taste. Sie strahlt sonnenuntergangsorange, wenn er unter Strom steht, und leuchtet nicht, wenn er aus ist. Er besteht aus Korpus, Filter und Kanne. Man braucht ’ne Filtertüte 100 und Kaffeepulver, Punkt. In einer Welt voller Gedöns vermag das wackere Maschinchen freilich nur noch Puristen begeistern zu können, was den Hersteller natürlich die Bohne interessiert und seinen Aromaboy aus der Produktion nimmt. Still und leise weine ich nachts in mein Kissen. Aromaboy goodbye. Wieder eine Ikone, die von dieser Welt verschwindet. Früher war mehr Melitta.