Hameln (mes). Die kulturelle Durststrecke ist beinahe geschafft: Das Theater Hameln hat sein neues Spielzeitheft präsentiert und wartet ab September mit einer Fülle an verschiedensten Inszenierungen auf. An die 130 Aufführungen wird es – nach derzeitigem Plan – geben; dabei wird der Saal eine maximale Kapazität von rund 25 Prozent nicht überschreiten. De facto dürfen nur 164 Plätze pro Vorstellung besetzt sein.

„Es hat etwas gedauert, aber nun sind wir guten Mutes und freuen uns unbändig, das Haus wieder mit Kunst zu füllen“, so Theaterdirektor Wolfgang Haendeler bei der Vorstellung der Spielzeit 2020/21. Seit dem 13. März (ein Freitag …) habe im Theater Hameln kein Spielbetrieb mehr stattgefunden. Eine Zeit lang sei nicht klar gewesen, wann und unter welchen Bedingungen wieder gespielt werden kann. Die Zwangsunterbrechung habe man genutzt, um ein Abstands- und Hygienekonzept zu entwickeln, das die Vorgaben des Landes umsetzt und gleichzeitig auch die (ängstlichen) Besucher wieder gerne in den Kulturtempel kommen lässt. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, damit der Besuch bei uns so risikofrei wie möglich ist“, fügt Dramaturgin Ilka Voß hinzu. Das betreffe sämtliche Bereiche – vom Einlass, der jetzt jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn starten wird, über das Catering bis hin zur Toilettennutzung.

Der größte wirtschaftliche Brocken ist, dass nur etwa ein Viertel der Plätze im Saal besetzt werden darf. Laut Ilka Voß gebe es sowohl zwei Sitze nebeneinander als auch Einzelplätze. Natürlich werde man reagieren, wenn die Landesregierung weitere Lockerungen beschließt – jedoch könne man den Sitzplan nicht ständig ändern. Der nächste Schritt sei laut Haendeler im Optimalfall der Weg zurück zum normalen Spielbetrieb, eventuell mit einem kleinen Zwischenschritt für eine 50- oder 60-prozentige Auslastung. Mit diesem Konzept könne auch die Abo-Struktur so erhalten bleiben, wie sie ist, freut sich der Theaterdirektor.

Kein Theaterfest, dafür eine Revue mit vielen Aspekten

Was das Programm der neuen Spielzeit betrifft, so lässt sich kaum eine Veränderung oder Corona-bedingte Anpassung erkennen. Ausnahme: Es werden keine Opern gespielt. Dieser Wegfall wird aber mit anderen Musik-Programmen aufgefangen. Das traditionelle Theaterfest zur Eröffnung zur Spielzeit wird es nicht geben. Einige Aspekte werden dafür in die beliebte Revue integriert, die an vier Tagen, vom 17. bis 20. September, geplant ist. Hier werde das Spielzeitprogramm präsentiert, sagt Ilka Voß, vielleicht nicht mit ganz so vielen Gästen wie gewohnt, dafür aber zusätzlich mit hilfreichen Informationen über die geltenden Corona-Regelungen, die den Theaterbesucher erwarten.

Die Themen Politik und Gesellschaft spiegeln sich auch in der neuen Spielzeit wider. Laut Haendeler gebe es die ganze Palette an Problemen, aber auch Vergnüglichkeiten. Als Beispiele nennt er das Schauspiel „Biedermann und Brandstifter“ von Max Frisch (4. November), das Musical „Cabaret“ von Joe Masteroff (6. November), „Animal Farm“ von George Orwell (4. März) und „Der Operettenkönig von Berlin“ von Dirk Heidicke. Weiter geht es mit „Verräter“ am 23. April, einem Stück zur aktuellen Situation in der Türkei, dem Schauspiel „Der Teufel und der liebe Gott“ von Jean-Paul Sartre, das selten aufgeführt werde, dem Punk-Rock-Musical „American Idiot“ mit den Hits von „Green Day“ und der Gesellschaftssatire „Das Narrenschiff“.

Auch der Bereich Märchen, Mythen und Sagen findet Platz im Programm. So nennt Wolfgang Haendeler „Der kleine Prinz“ eins seiner Spielzeit-Highlights, schlüpft doch der 86-jährige italienische Theaterregisseur Roberto Ciulli in die Hauptrolle. Die Comedy-Revue „Grimms sämtliche Werke … leicht gekürzt“ gibt‘s am 23. November, gefolgt von „Das Wintermärchen“ von William Shakespeare am 20. Januar. „Am 24. Februar wartet dann mein zweiter Höhepunkt im Programm“, sagt der Theaterchef: „Moby Dick“ – ein Konzertprogramm mit Lesung mit Elbtonal Percussion und Christian Brückner. Und schließlich wird auch noch „Tyll“ aufgeführt (3. März), ein Schauspiel nach dem Roman von Daniel Kehlmann.

Weiterhin behauptet das Kinder- und Jugendtheater seinen festen Platz in der neuen Spielzeit – vom Figurentheater über Schauspiel bis hin zu Konzerten. Auch bei den Tanztheatertagen ist es vertreten. Letztere werden nach Haendeler übrigens „besonders schön“. Und es gibt noch so viele weitere tolle Inszenierungen: Klassiker wie „Ein Sommernachtstraum“ (28. September), „My Fair Lady“ (7. Oktober), „Iphigenie auf Tauris“ (12. Februar), „Der Geizige“ (16. April“, Doris-Day-Abend mit Angelika Milster (3. Oktober) oder „Abba macht glücklich“ mit Carolin Fortenbacher (31. Januar).

Im TAB, so ergänzt Ilka Voß, erwartet den Zuschauer ebenfalls ein „spannendes Programm“, zum Beispiel neue Produktionen von und mit Traute Römisch oder den Pädagogian Harmonists. Auch hier greifen die geltenden Auflagen, sodass nur rund 25 Gäste Platz finden – jedoch, so Voß, könne bei hoher Nachfrage auf die Vorbühne ausgewichen werden.
Bislang finden sich in der neuen Spielzeit etwa 130 Veranstaltungen. Ungeklärt ist noch die Lage für den Monat Dezember. Ende Juli werde sich entscheiden, ob das Musical „Die Schatzinsel“ aufgeführt werden kann. „Wenn nicht, kaufen wir weitere Stücke ein“, kündigt Wolfgang Haendeler an.