Hameln-Pyrmont / Bad Münstereifel/Ahrtal (ey). Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie in Bayern – sie schockiert ganz Deutschland. Auch in Hameln-Pyrmont machen sich viele Menschen Sorgen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass solche verheerenden Überschwemmungen und Unwetterereignisse hier passieren. Die starken Gewitterregen mit überschwemmten Straßen und überfluteten Kellern im Juni dieses Jahres vor allem im Bereich Aerzen zeigten bereits, wie fragil es um die Sicherheit auch in der heimischen Region bestellt ist.

Die Überschwemmungen im Hummetal, natürlich nicht mit denen im Ahrtal zu vergleichen, zeigen, dass nicht ein großer Fluss wie die Weser in der Nähe sein muss, sondern dass es ausreicht, wenn Starkregen fällt, der dann von Feldern fließt, Schlammmassen ins Rollen bringt, Gräben zu Bächen, Bäche zu Flüssen werden lässt. De facto: Wer weitab der Weser, des größten Flusses im Weserbergland, wohnt, ist nicht weniger gefährdet vor Hochwassereinwirkungen. Und wer sein Haus vergleichsweise am „großen Fluss“ stehen hat, muss nicht automatisch einer höheren Gefährdung ausgesetzt sein.

Thomas Wahmes, Pressesprecher der Stadt Hameln, der mit seinem Team zurzeit viele Anfragen von Bürgern beantworten muss, die aufgrund der Ereignisse im Westen Deutschlands aufgeschreckt sind, gibt zu bedenken, dass ein Vergleich zwischen Hameln-Pyrmont und dem Ahrtal nicht möglich ist: „Die topografischen Gegebenheiten sind sehr unterschiedlich. Keine Region lässt sich mit einer anderen vergleichen. Insofern ist es ratsam, jetzt nicht panisch zu reagieren. Dennoch: Es ist natürlich wichtig, den Hochwasserschutz im Fokus zu haben, jetzt erst recht. Das gilt für die verantwortlichen Behörden genauso wie für jeden Grundeigentümer. Das ist der Grund, weshalb wir als Stadt Hameln verschiedene Szenarien durchgespielt haben, die für alle Bürgerinnen und Bürger auf unserer Homepage www.hameln.de abrufbar sind.“ Dort gut zu erkennen: die massiven unterschiedlichen Auswirkungen zwischen einem sogenannten HQ25 (25-jährliches Hochwasser), einem HQ100 (100-jährliches Hochwasser) – und dem HQExtrem (Extremhochwasser), das der aktuellen Unwetterkatastrophe nahekommt und bei dem in der Tat Teile des Klütviertels, der Innenstadt, aber auch Dörfer wie Haverbeck und Wehrbergen extrem betroffen wären!

Es sind Szenarien, die aktueller denn je erscheinen. Ungünstige Faktoren könnten, so Wahmes, immer zu Überflutungen führen. Die Hochwasserereignisse der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass es wichtig ist, aktiv vorzusorgen. Das Wasserhaushaltsgesetz schlage vor, natürliche Überschwemmungsgebiete von Bebauung freihalten oder auch zurückgewinnen, Niederschläge ortsnah versickern zu lassen und Bodenverdichtung und -versiegelung zu begrenzen. „All diese Themen rücken jetzt verstärkt in den Fokus“, sagt Wahmes.

„Für Hochwasserschutz fehlen finanzielle Kapazitäten“

Das sagt ebenso Andreas Grossmann, Bürgermeister der Gemeinde Emmerthal, die nicht nur eine typische Weser-Gemeinde ist, sondern mit den Weser-Zuflüssen Emmer und Ilse auf Hochwasser recht schnell reagierende Gewässer in den gemeindeeigenen Grenzen weiß. Allein: Für den Hochwasserschutz mangelt es an finanziellen Kapazitäten, weil er alleinige Sache der Kommunen ist. Grossmann kritisiert das: „Kleine Gemeinden können das nicht schultern. Und die Fördertöpfe auf Landes- und Bundesebene sind so gering, dass sie nicht ausreichen. Zumal der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bei seiner Risikobetrachtung natürlich vor allem auf die Küsten und die dortigen Deiche ausgerichtet ist.“

Emmerthals Bürgermeister ist sich aber sicher, dass aufgrund der aktuellen Flutkatastrophe die Karten in Sachen Hochwasserschutz neu gemischt werden. Einige Schutzmaßnahmen habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren selbst durchführen können. Eines der wichtigsten Projekte sei dabei die Sol-Absenkung der Ilse in Börry gewesen. Grund: Das letzte große Hochwasser im Jahr 2007 hätte fast zur Katastrophe geführt. Und auch hier auffällig: „Die Ilse, dieser kleine Bach, war zum reißenden Strom geworden. Das hätte sich vorher keiner vorstellen können. Wie jetzt in Bad Münstereifel und anderswo.“

Wichtig zu wissen: Zuständig für den Hochwasserschutz sind zunächst die Kommunen im Rahmen ihrer Daseinsvorsorge. Jedoch auch jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dazu zählt unter anderem, dass Grundstücke gegen Hochwasser und die Folgen gesichert sein müssen. Bei der Stadt ist die Untere Wasserbehörde dafür zuständig, Überschwemmungsgebiete festzulegen und Genehmigungen zu erteilen.

Jetzt gilt: Die Versicherung prüfen – und aktualisieren

Die Frage ist: Wie können private Haus- und Grundstücksbesitzer vorsorgen? Antworten darauf gibt es mehrere. Erstens sollten sie ihr komplettes Versicherungspaket überprüfen, denn da geht es um Hausrat-, aber ebenso um Elementar- und Zusatzversicherungen. Bei Versicherungsanbietern laufen aufgrund der Flutkatastrophe gerade die Drähte heiß; viele Menschen sind aufgeschreckt.

Es geht aber auch um wichtige persönliche Unterlagen. Überschwemmungen führen oft dazu, dass sie zerstört werden. Im schlimmsten Fall ist selbst der Dachboden dafür kein 100-prozentig sicherer Ort. Dass Kopien wichtiger Unterlagen (Versicherungen, Geburtsurkunden etc.) zum Beispiel bei entfernt wohnenden Freunden in einer Kassette oder die Originale im Schließfach einer Bank deponiert werden, ist durchaus sinnvoll. Und eine Dokumentenmappe, die man im Notfall sofort griffbereit hat, ist ebenso anzuraten.