Bad Pyrmont (mes). Jüngst wurden die Uhren eine Stunde zurückgestellt. Die Winterzeit beschert uns nun wieder kürzere Tage und mehr Dunkelheit. Wir machen es uns also wieder gemütlich – nicht selten auch mit stimmungsvoller Beleuchtung in Haus, Wohnung, Garten, auf Balkon oder Terrasse. Wir schalten nachmittags das Licht früher ein und auch die öffentliche Beleuchtung an Straßen und Plätzen wird eher aktiviert. Ein zweischneidiges Schwert: Straßenlaternen vermitteln den Bürgern zwar das Gefühl von Sicherheit im öffentlichen Raum und dienen zudem der Orientierung in der Dämmerung. Doch beklagen Astronomen, Biologen und Aktivisten seit Jahren auch den „Verlust der Nacht“. Neben der Werbebeleuchtung gehört die Beleuchtung öffentlicher Straßen, Wege und Plätze zu den Verursachern der Lichtverschmutzung.

Heute zählt in Sachen Straßenbeleuchtung vor allem eins: der Kostenfaktor. Seit der Sanierung ihrer Straßenlaternen sei der Stromverbrauch um mehr als 82 Prozent (von 47 000 kWh auf 5600 kWh) gesenkt worden, heißt es beispielsweise vonseiten der Stadtwerke Bad Pyrmont, die für die öffentliche Beleuchtung der Kurstadt und der umliegenden Gemeinden verantwortlich zeichnen. Das entspreche einer Kostenreduzierung von 7055,36 Euro.

Nach Angaben der Pyrmonter Stadtverwaltung ist in den Jahren 2019/2020 die Straßenbeleuchtung in den fünf Pyrmonter Bergdörfern Kleinenberg, Großenberg, Baarsen, Neersen und Eichenborn saniert, die bisher mit HQL betriebenen Straßenleuchten durch LED-Leuchtköpfe ausgetauscht worden. 180 Leuchtenaufsätze wurden erneuert und zusätzlich zehn Masten ausgewechselt. Die Kosten beliefen sich nach Angaben der Stadt auf 138 338,87 Euro. Durch die Projektförderung des niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung (ZILE) seien dabei Zuwendungen in Höhe von 87 153,48 Euro und durch die bedarfszuweisungsabhängige EU-Kofinanzierung weitere 36 566,05 Euro gewährt worden. Somit wurde laut Verwaltung eine Förderung von fast 90 Prozent erreicht, der Eigenanteil der Stadt habe nur 14 619,34 Euro betragen. Innerhalb von zweieinhalb Jahren habe sich die Maßnahme amortisiert.

Im kommenden Jahr sollen die Straßenlampen in den Ortsteilen Thal, Löwensen und Hagen komplett auf LED-Technik umgestellt werden. Die Kosten schätzt die Bauverwaltung im Rathaus auf 250 000 Euro. Bei dieser Modernisierung will die Stadt ohne Fördergeld auskommen.
Doch die stromsparenden Effekte von LED- und Solarlicht-Technik haben auch einen Nachteil, fördern sie doch zugleich die Lichtverschmutzung. Schätzungen zufolge hellt eine Stadt mit 30 000 Einwohnern den Himmel in einem Umkreis von etwa 25 Kilometern auf. In Europa ist dadurch die Hälfte der Bevölkerung von konstanter Lichtverschmutzung betroffen, das heißt: der Verschmutzung von natürlichem durch künstliches Licht. Weltweit nimmt die Lichtverschmutzung jedes Jahr um sechs Prozent zu.

Die Auswirkungen auf das ökologische System sind fatal: Laternen werden zur Todesfalle für Insekten, Vögel prallen gegen hell erleuchtete Hochhäuser, Meerestiere, Frösche und Fledermäuse verlieren die Orientierung. Mediziner warnen zudem vor möglichen Folgen für den Menschen. Nur in der Dunkelheit produziert der Körper Melatonin – und wem das Schlafhormon dauerhaft fehlt, für den steigt etwa das Brustkrebsrisiko. Es gibt jedoch bereits Gegentrends. Die Initiative „Dark Sky“ setzt sich etwa gegen sogenannte Skybeamer ein. Meist lassen Diskotheken diese Scheinwerfer zu Werbezwecken über den Himmel „tanzen“. Mehrere der laserartigen Leuchten wurden in Deutschland bereits verboten. Seit acht Jahren setzt zudem die „Earth Hour“ ein alljährliches Zeichen: Für eine Stunde wird die Beleuchtung an öffentlichen Gebäuden ausgeschaltet; auch Bad Pyrmont hat sich schon daran beteiligt.