Bad Pyrmont / Lügde / Hameln (mes). Die Welt ist im Krisenmodus: Globale Herausforderungen wie eine hohe Inflation, stark ansteigende Lebenshaltungs- und Energiekosten, Kriege in der Ukraine und in Nahost sowie die Klimakrise kennen keine Grenzen. Sie haben verheerende Auswirkungen auf uns alle – und immer mehr Menschen in unserem Land geraten in Not. Auch die Tafeln kommen dabei immer mehr an ihre Grenzen. In Bad Pyrmont und Hameln müssen sie derzeit Lebensmittel hinzukaufen und sind auf weitere Unterstützung von freiwilligen Helfern und Spendern angewiesen.

Die Herausforderungen der jüngsten Zeit haben in den vergangenen beiden Jahren den Alltag der Bad Pyrmonter Tafel deutlich verändert. „Die Anzahl unserer Kunden ist auch im Jahr 2023 in allen Bereichen weiter stark angestiegen. Aktuell werden von der Bad Pyrmonter Tafel an den sechs Ausgabeterminen im Monat circa 760 Bezugsberechtigte mit insgesamt etwa 1528 Personen (davon fast 500 Kinder) durch die Ausgabe von Lebensmitteln unterstützt“, betont der 2. Vorsitzende, Wilfried Willeke. „Was viele dabei nicht wissen, ist, dass die Bad Pyrmonter Tafel Bedürftige in den beiden Städten Bad Pyrmont und eben auch Lügde versorgt“, ergänzt er.

Jede Woche sammeln die Fahrer im Durchschnitt rund 1,8 Tonnen an gespendeten Lebensmitteln ein, die dann anschließend von zahlreichen Helfern sortiert und später an den Ausgabetagen wieder an die Kunden ausgegeben werden. Ein Thema, das viele Tafel-Aktive in den fast 970 Tafeln in Deutschland beschäftigt, ist die Frage nach dem Zukauf von Lebensmitteln bei rückläufigen Spenden und wachsender Nachfrage. Auch in der Bad Pyrmonter Tafel sei dieses Thema kontrovers diskutiert worden, so Willeke. „Da die gespendeten Lebensmittel leider nicht mehr ausreichen, um den Bedarf unserer Kunden vollständig zu decken, haben auch wir uns schweren Herzens entschieden, den Fehlbedarf durch den Zukauf von frischen Lebensmitteln auszugleichen. Spenden, die zu diesem Zweck oder nicht zweckgebunden eingehen, erlauben dies.“

Aktuell arbeiten rund 30 ehrenamtliche Helfer an fünf Tagen in der Woche in der Bad Pyrmonter Tafel. „Im vergangenen Jahr haben wir leider einige langjährige aktive Mitglieder verloren, die altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage sind, uns weiter aktiv zu unterstützen“, bedauert Willeke. „Wir suchen daher Menschen, die den Mut und den Wunsch haben, sich sozial und ökologisch in unsere Gesellschaft einzubringen und uns zu unterstützen“, so sein Appell.

Auch Spenden würden weiterhin dringend benötigt. Die Bad Pyrmonter Tafel wird von vielen Menschen, Organisationen, Vereinen und Firmen aus den beiden Städten des Emmertales durch die Spende von Lebensmitteln, Sach- oder Geldspenden unterstützt. „Die Solidarität ist mit die wichtigste Voraussetzung dafür, dass wir Krisen wie die Pandemie, den Krieg und die Inflation meistern können. Gleichzeitig ist die Solidarität unsere größte Stärke, um die großen Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation in unserem Land gemeinsam erfolgreich zu gestalten und unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden“, stellt Wilfried Willeke heraus. Gerade in Krisenzeiten sei gelebte Solidarität, wie sie die Mitglieder in der Bad Pyrmonter Tafel sehr oft erleben dürften, nicht selbstverständlich und auch ein starkes Zeichen der Hoffnung, dass die soziale Gemeinschaft in den beiden Städten so stark ist, dass sie auch in Krisenzeiten die Hilfebedürftigen nicht vergisst.

Nachwuchsprobleme vermeldet auch die Tafel in der Rattenfängerstadt: In diesem Jahr feierte die Hamelner Tafel ihr 25-jähriges Bestehen. 50 bis 60 Aktive engagieren sich hier. „Zu wenig“, wie Vorsitzender Bernhard Wagner bedauert. Die Zahl der Bedürftigen habe sich seit Gründung nahezu vervierfacht. „Wir brauchen dringend weitere Helfer für die Sortierung und Ausgabe sowie auch mehr Fahrer“, unterstrich er bereits im Juni während der Feierlichkeiten. Dabei hob er hervor, dass das Engagement auch im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) absolviert werden könne. Die Hamelner Tafel betreibt auch Ausgabestellen in Aerzen, Emmerthal und Hessisch Oldendorf. Überall bereitet den Engagierten der Nachwuchsmangel Sorge.

Nicht nur Kriegsflüchtlinge, auch Senioren benötigen immer häufiger Lebensmittel der Tafeln. Laut Andreas Steppuhn, Vorsitzender der Tafel Deutschland, sind mittlerweile „ein Viertel der Personen, die zur Tafel kommen, im Rentenalter. Sie beziehen geringe Renten oder Grundsicherung“. Er geht davon aus, dass die Anzahl älterer Kunden angesichts hoher Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise weiter steigen wird. So werden sich auch unsere heimischen Tafeln über jede Unterstützung freuen, die ihnen angeboten wird – sei es von ehrenamtlichen Helfern oder Spendenwilligen.