Hameln-Pyrmont (mes/ey). Der Corona-Pandemie zum Trotz sollen in diesem Jahr wieder größere Veranstaltungen in Hameln stattfinden. Die Hameln Marketing & Tourismus GmbH (HMT) hat jetzt eine Übersicht über sämtliche geplante Events vorgelegt – und die liest sich außergewöhnlich optimistisch, denn: Pflasterfest, Autumn Moon, Weinfest stehen drin! Woher kommt bloß diese Zuversicht?

Blickt man nach Aerzen, Emmerthal oder Bad Pyrmont, wird erkennbar, dass dort sehr vorsichtig geplant wird – wenn überhaupt. Statt eines prall gefüllten Eventmagazins hat beispielsweise das Staatsbad Pyrmont lediglich einen Highlights-Flyer aufgelegt. In Aerzen wird überlegt, ob beliebte Formate, wie der traditionelle Jahresrückblick mit Bernd Gieseking, wenigstens per Live-Stream angeboten werden können. Und Andrea Gerstenberger, Kulturbeauftragte in Emmerthal, geht davon aus, dass in der Wesergemeinde bis zum Juni keine Events stattfinden werden.

Ist Hameln also zu optimistisch? Felgenfest am 6. Juni, Weinfest vom 15. bis 17. Juli, Pflasterfest vom 28. Juli bis 30. August, Herbstmarkt vom 8. bis 10. Oktober, Autumn-Moon-Festival vom 29. bis 31. Oktober und schließlich Weihnachtsmarkt ab 24. November mit Mystischer Nacht – zum jetzigen Zeitpunkt klingt das fast überzogen. Allerdings: „Im ersten Halbjahr haben wir alle Veranstaltungen komplett abgesagt“, so Stadtmanager Dennis Andres. Aber: „Wenn etwas möglich ist, dann wollen wir bereit sein!“ Und das schließt eben eine komplexe Planung mit Vorlauf ein.

„Wir wollen den Bürgern etwas bieten und nach vorne schauen; nichtsdestotrotz ist uns bewusst, dass alles von der jeweils aktuellen Lage abhängt.“ Gerade in Hinblick auf große Events – wie zum Beispiel das Pflasterfest in der City – müssten entsprechend frühzeitig Verträge mit den auftretenden Bands und Künstlern geschlossen werden. Es sei dahingehend noch nichts in trockenen Tüchern, jedoch würden die einzelnen Verträge dann spezielle Corona-Klauseln enthalten, sodass weder Stadt noch Musiker auf Kosten sitzen blieben, wenn die Veranstaltung dann doch nicht stattfinden kann, sagt Dennis Andres.

Noch vor Beginn des zweiten Halbjahres steht bereits das Rattenfänger-Freilichtspiel im Kalender. Die Spielgruppe tritt vom 9. Mai bis 12. September jeden Sonntag auf der Hochzeitshaus-Terrasse auf – und feiert 65-Jähriges! Vom 26. Mai bis 1. September sollen mittwochs um 16.30 Uhr auch die Darsteller des Musicals „Rats“ wieder ihre Show zum Besten geben. Außerdem ist angedacht, in Hamelns Museum das Ergebnis des Projekts „Pied Piper International“ bis zum 26. Juni vorzustellen Ob „le Joueur de flûte“, „Krysolov“ oder „the Pied Piper“ – der Rattenfänger hat viele Namen. Konzentriert widmet sich die Sonderausstellung der internationalen Verbreitung und Interpretation des weltweit bekannten Phänomens.

Wenn es nach den Wünschen der Planer geht, dann wird Ende des Jahres auch endlich die verschobene Spielzeit des Musicals „Die Schatzinsel“ im Theater Hameln nachgeholt. Die Spielzeit ist günstig terminiert, so können die Besucher vor oder nach ihrer Abenteuerzeit im Theater zusätzlich einen Gang über den Weihnachtsmarkt genießen.

Klingt (fast) schon normal. Ein Blick nach Bad Pyrmont verrät gedämpfteren Optimismus, aber immerhin: Auch Silke Schauer hofft, dass das Staatsbad Pyrmont ab April mit seinem Kultur-Programm durchstarten kann. Das neue Konzept, die Kurmusik um Jazz, Folk, Comedy, Singer/Songwriter und Kleinkunst zu erweitern, erlaubt Open-Air-Veranstaltungen im Kurpark mit Kleinkünstlern, die zum Beispiel bekannt sind vom Kleinen Fest, so wie es Wetter und Corona-Beschränkungen zulassen. „Der Zuschauer ist an nichts gebunden; er genießt mit seiner Pyrmont-Card oder per regulärem Kurpark-Eintritt das Bühnenangebot, ohne sich im Vorfeld über den Kauf von Tickets kümmern zu müssen“, sagt die Marketing- und Veranstaltungsleiterin.

Der Kartenvorverkauf für die größeren Veranstaltungen wie „Best of Kleines Fest“ oder „Lebens(t)räume im Lichtermeer“ laufe auch – allerdings sei die Nachfrage nicht so hoch wie zu normalen Zeiten. Gerade im Weihnachtsgeschäft habe Schauer zudem beobachten können, dass die Menschen vermehrt zu Gutscheinen greifen. „So konnten sie zum Fest Kultur verschenken, ohne sich auf eine bestimmte Veranstaltung festlegen zu müssen.“ Für sie stehe fest: „Die Menschen haben Bedürfnis nach Kultur!“

Denn: „Kultur ist so viel mehr als unterhaltende Veranstaltungen, Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Theater. Kultur ist ein wichtiger Teil unserer Identität, ein Lebensgefühl und geistige Nahrung“, sagt auch Andrea Gerstenberger. Die Veranstaltungsleiterin des Schlosshotels Münchhausen in Schwöbber und ebenso Organisatorin der Reihe „Zeit für Kultur in Emmerthal“, sieht in der derzeitigen Lage eine riesengroße Herausforderung für alle, die mit Kulturveranstaltungen irgendwie verbandelt sind. „Aber wir müssen Respekt vor den Risiken des Virus haben. Deshalb braucht es gute Konzepte.“

Im Schloss Schwöbber habe man die. Viel Platz drinnen und draußen, geschultes Personal und eine entsprechende technische Ausstattung würden nach dem Lockdown wieder Kulturveranstaltungen mit sicherem Abstand möglich machen. „Unser Plus ist, die Kultur für die Gäste am Tisch sitzend mit Kulinarik zu verbinden. So sitzt bei uns quasi jeder in seiner privaten Loge.“ Und in Emmerthal? „Da fahre ich auf Sicht, weil der finanzielle Rahmen der Kommune eingeschränkt ist. Aber auch hier bin ich optimistisch, dass wir mit dem Fortschritt der Impfungen in der zweiten Jahreshälfte zu einem gewohnten Kulturbetrieb zurückkehren können.“ Ob aber bereits schon Anfang Juni wieder so etwas wie die „Rad(kul)tour auf dem Felgenfest“ mit Stadtfestcharakter stattfinden kann und sollte, „da wäre ich persönlich vorsichtig und hätte Bauchweh damit“.