Hameln-Pyrmont (ul). Die Edertalsperre und der Diemelsee hatten in diesem regenarmen und warmen Sommer keine Chance, ausreichend Wasser zu speichern. Der Füllstand beläuft sich derzeit noch auf 30 Millionen Kubikmeter, wie Henning Buchholz aus Verden, der Amtsleiter vom Wasserverband des Bundes, zuständig für das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser, bestätigt. Folge: Die Weser führt Niedrigwasser wie seit Langem nicht mehr. Und Regen? Nicht in Sicht …

70 bis 100 Schleusungen gab es in Hameln pro im Juni, Juli und August. Das waren vorrangig Sportboote und Paddler. Gewerbliche Schifffahrt ist bei den niedrigen Wasserständen nicht möglich, so Buchholz. Im Frühsommer konnten Edertalsperre und Diemelsee die Weser noch mit Wasser bereichern, um die Schifffahrt auf der Oberweser zu gewährleisten. Doch im dritten Jahr infolge wurde die Wasserzufuhr nun auf sechs Kubikmeter pro Sekunde begrenzt. Das kann bis zu einem Füllstand von 20 Millionen Kubikmetern noch so weitergehen, doch dann ist Schluss an der Edertalsperre. Dann darf nur noch abfließen, was auch reinfließt – und das ist ein Kubikmeter pro Sekunde. Die Auswirkungen auf die Schifffahrt von sind fatal.

Was für die Freizeitkapitäne des Motorbootvereins noch möglich ist, ist eine kleine Fahrt von ihren Liegeplätzen bis zur Schleuse in Hameln. Hier sind immer 1,20 bis 1,50 Meter, in der Fahrrinne sogar zwei bis drei Meter Wasser, vorhanden. Denn hier staut sich das Weserwasser durch die Staumauer und die Motorbötchen haben stets ausreichend Wasser unter dem Kiel. „Bis vor Kurzem konnten wir auch noch bis zur Valentini-Brücke in Emmerthal fahren.“ In der nördlichen Richtung hinter der Schleuse geht aber nichts mehr. In Wehrbergen misst die Weser einen Pegel von kaum noch 85 Zentimetern. Das ist zu flach, da kann allenfalls noch ein Schlauchboot mit kleinem Motor ohne Schaden auf dem Wasser bewegt werden.

Ende Mai bis Mitte Juni konnten die Freizeitkapitäne noch bis nach Bad Karlshafen oder bis nach Minden schippern. Ende Juli wurde das Wasser in der Edertalsperre knapp. Der Pegelstand von 1,15 Metern in Hannoversch Münden war seit dem Zeitpunkt nicht mehr zu halten. „Wir hoffen darauf, dass es wieder genug Regen gibt und wir dann bis Ende Oktober weseraufwärts unsere Motorboote fahren können“, berichtet der Pressesprecher des Motorbootvereins, Ralph-Arndt Stricker.

Die Situation sei vergleichbar mit den beiden vergangenen Jahren. „Im Staubereich bis zur Schleuse haben wir ja noch Glück. Hier kann der Verein alle Übungen für den Erwerb eines Motorbootscheines in der Praxis vollziehen. Hier finden unsere Ausbildungsfahrten statt, da kommen wir klar.“ Die Extremwetterlagen zeigen sich für die Wassersportler deutlich. Einige laden ihr Boot auf Hänger und schippern im Sommer auf wassersicheren Gewässern.

Das ist natürlich für die Flotte Weser keine Alternative. Doch die Fahrgastschifffahrt kann auch jetzt bis nach Emmerthal fahren und dann in der Emmermündung drehen. Jörg Menze erklärt das mit dem Rückstau durch die Wehre und die Schleuse in Hameln. Die Wassermenge in der Fahrrinne reicht auch bei Niedrigwasser bis nach Emmerthal. Der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes, Henning Buchholz, spricht von einer festen Wehrschwelle in Hameln, das sei hier ein absoluter Vorteil. Das Team von Jörg Menze ist allerdings auf ausreichend Wasser auf der Weser angewiesen, um die Gäste über Emmerthal hinaus flussaufwärts nach Grohnde oder Bodenwerder zu schippern. Zwar sind einige Fahrgastschiffe schon als spezielle „Flachgänger“ für Niedrigwasser ausgelegt, aber das Wasser muss bei den weiteren Entfernungen den ganzen Tag da sein. Fulda und Werra müssen Wasser abgeben, erst wenn es dort ausreichend regnet, füllt sich auch die Oberweser wieder.

Coronabedingt sind bei Menze die Fahrgastzahlen von 200 auf 100 reduziert und die Event- und Charterfahrten fallen in diesem Jahr komplett aus. Die bilden aber einen wichtigen Umsatzanteil für die Linienfahrten. Ab Ende Mai startete die Flotte Weser, der Arbeitsaufwand zur Desinfektion sei größer geworden. Das Interesse von Individualtouristen sei sehr hoch, teilweise mussten Gäste in den Sommerferien auf den Folgetag vertröstet werden.

Auswirkung hat das Niedrigwasser auch auf die regenerative Energiegewinnung bei den Stadtwerken Hameln. Die Revision der Wasserkraftanlagen Pfortmühle war bereits beendet und die Anlage wieder in Betrieb. „Aufgrund des zu niedrigen Unterwassers mussten wir unsere insgesamt drei Wasserkraftturbinen, zwei an der alten Schleuse an der Insel und eine an der Pfortmühle am Montagabend, 31. August, außer Betrieb nehmen“, berichtet Natalie Schäfer, Leiterin des Presseteams der Stadtwerke. Und sie bestätigt auch: „Tatsächlich ist es das dritte Jahr in Folge, dass wir aufgrund des Niedrigwassers die Anlagen abschalten oder den Betrieb zumindest drosseln müssen.“