Hameln (vs). Schon seit über einem Jahr planen die Aktivisten vom Queeren Netzwerk Weserbergland (QNWB) eine Veranstaltung zum Christopher-Street-Day in Hameln. Nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Was genau geplant ist, verrät QNWB-Sprecherin Johann Lindermann.
Die Planungen laufen bereits seit über einem Jahr, nun ist alles in trockenen Tüchern: In Hameln wird es am 1. Juni zum ersten Mal eine Demonstration zum Christopher-Street-Day (CSD) geben. Der CSD erinnert an das erste bekannt gewordene Aufbegehren von Homosexuellen und anderen queeren Menschen gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street am 27. Juni 1969. Traditionell ist daher auch der Juni der Monat der queeren Community. Überall in Deutschland und weltweit gibt es im Juni ähnliche Veranstaltungen in unterschiedlicher Größenordnung.
Der Auftakt der Veranstaltung soll um 12 Uhr auf der Hochzeitshaus-Terrasse stattfinden. Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese wird laut QNWB-Sprecherin Johanna Lindermann die Eröffnungsrede halten. Auch andere Politikerinnen und Politiker haben sich für Redebeiträge angekündigt. Unter anderem die Landtagsabgeordneten Britta Kellermann (Grüne), Constantin Grosch (SPD) und Barbara Otte-Kinast (CDU). Rund um den Veranstaltungsort soll es Infostände zu unterschiedlichen Themen geben.
Anschließend ist ein Umzug geplant, der auf einem Rundweg durch die Altstadt führen und wieder am Hochzeitshaus enden soll. Zwei bis drei Fahrzeuge, die Musik spielen, sollen den Umzug unterstützen. Wichtig sei es, den richtigen Mittelweg zwischen einer politischen Veranstaltung und einer ausgelassenen Party zu finden. Wann genau der Umzug endet, lässt sich mangels Erfahrung nicht mit Sicherheit sagen, doch Lindermann geht davon aus, dass die Veranstaltung am Hochzeitshaus zwischen 14 Uhr und 14.30 Uhr weitergehen wird. Dann startet dort ein musikalisches Bühnenprogramm.
Die Stadt Hameln tritt laut Stadtsprecher Thomas Wahmes als Kooperationspartner des CSD auf – die Schirmherrschaft übernimmt der Oberbürgermeister persönlich. „Die Stadt steht dem Vorhaben sehr positiv gegenüber. In einer Zeit sich verändernder Lebensbedingungen und Lebensentwürfe ist der Aufruf zu Toleranz ein wichtiger Baustein für eine friedfertige Gesellschaft. Das Thema Diversität ist ein zentrales Zukunftsthema – auch in unserer Stadt“, erklärte Thomas Wahmes dazu bereits im Februar. Der CSD stehe für das Anerkennen individueller Lebensformen und sei somit ein positiver Beitrag zu mehr Verständnis und Offenheit in der Gesellschaft.
„Das Queere Netzwerk Weserbergland ist ein engagierter Partner der Stadt, unter anderem in der Gestaltung von sozialen Angeboten in der Toleranzförderung“, so Wahmes weiter.
Auch Johanna Lindermann lobt die Zusammenarbeit mit den Behörden. „Das Ordnungsamt und die Stadt haben uns sehr unterstützt“, berichtet die Aktivistin. Und auch aus der Zivilgesellschaft habe es keinen Gegenwind gegeben – abgesehen von „ein paar blöden Kommentaren bei Facebook“. Diese negativen Reaktionen würden aber auch zeigen, dass eine Veranstaltung wie der CSD gebraucht wird, um die Sichtbarkeit queeren Community im Weserbergland fördern und für mehr Akzeptanz zu sorgen. „Es wäre natürlich schön, wenn das alles schon selbstverständlich wäre“, meint Lindermann.
Die Abschlussveranstaltung findet im Kultur- und Bildungshaus Regenbogen statt – anders als zunächst geplant wird es aber keine weiteren Abendveranstaltungen in Hamelner Kneipen geben. Da mit etwa 1000 Teilnehmenden gerechnet wird, müssen die Veranstalter 50 bis 60 Ordner stellen. Diese müssen über 18 Jahre alt sein und werden vom QNWB mit kostenlosen Getränken versorgt.
Die Planung der Aktion hat laut Lindermann viel Zeit und Engagement in Anspruch genommen. „Es gibt da richtig viel zu organisieren“, berichtet die Aktivistin. Besonders da es sich um die erste Veranstaltung in dieser Größenordnung handelt, die vom QNWB organisiert wird, sei der hohe Aufwand im Vorfeld nicht absehbar gewesen. Dennoch hofft sie, dass sich der CSD in Hameln etablieren wird. „Wir würden es wirklich gern wiederholen“, so Lindermann weiter.