Hameln (ey). Der World Cleanup Day (16. September) war in den zurückliegenden Jahren perfekt für die Kreisgruppe des BUND und Greenpeace, in Hameln – und hier insbesondere im Bereich der Weserpromenade bei Werder und Amtsgericht – aufzuräumen. Abfall sammeln. Mit vielen Freiwilligen. Hochmotiviert. Das Ziel: Auf die riesige Plastikflut aufmerksam machen und eine Verbesserung erzielen. In diesem Jahr lassen sie es sein, die Verbände, Helferinnen und Helfer. Frustration macht sich breit.
„Das Weserufer ist ein Hotspot. Dort liegt so viel Müll herum. Immer und immer wieder kommt neuer dazu. Aber keiner scheint sich zuständig zu fühlen, weder die Stadt Hameln noch das Wasser- und Schifffahrtsamt, die sich gegenseitig die Verantwortlichkeiten zuschieben“, sagt der Hamelner Nick Hutchings, Mitglied bei Greenpeace. Wissend, dass die Verursacher vor allem solche Hungrigen sind, die sich ihr Essen in Einweg-Verpackungen aus den Schnellrestaurants in der Stadt-Galerie holen. Plastikbecher, Styroporschalen, Strohhalme.
„Nur ein Bruchteil liegt in der Zuständigkeit der Stadt“
Nicht nur ihm, sondern auch den Mit-Organisatoren der Sammelaktionen in den zurückliegenden Jahren komme es vor, als ob das Thema behördlicherseits nicht ernst genug genommen werde. Nur ein Bruchteil der Uferpromenade gehöre laut Presseabteilung in der Tat in die Zuständigkeit der Stadt – „die übrigen Flächen sind Teil der Bundeswasserstraße und somit Gebiet des Wasser- und Schifffahrtsamtes“, so Sprecherin Wiebke Kanz auf Anfrage des HALLO. Dass die Stadtverwaltung untätig sei, stimme allerdings nicht. Zwar seien sich die beiden Behörden offensichtlich uneinig über die Problemlösung, aber: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rücken dennoch aus, um dort aufzuräumen und Müll zu sammeln – freiwillig. Dies ist recht aufwendig; sie müssen mit Leitern die Ufermauer hinabklettern, um den Müll einzusammeln. Da es sich um eine freiwillige Leistung handelt, leisten wir diese entsprechend nur, wenn wir die personellen Kapazitäten dafür haben. Zuletzt war dies dreimal im Jahr der Fall“, so Wiebke Kanz weiter.
Gut, aber offensichtlich nicht gut und nicht häufig genug. Sieht jedenfalls Nick Hutchings so: „Es ist frustrierend. Dort, unterhalb der Mauer, wo man in der Tat nur schwer mit Leitern hinkommt, knirscht es unter den Füßen. Da liegt so viel Plastikmüll herum, den man nicht mehr sieht, weil er überwachsen ist. Und jedes Hochwasser spült Teile davon fort bis in die Nordsee.“ Was das bedeutet, muss heute keinem mehr erklärt werden. Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik, konkret gelangen jedes Jahr weltweit 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Und kommen fangfrisch auf die Teller zurück. Stichwort Mikroplastik.
Die Frage ist: Wie kann man Menschen dazu bewegen, ihren Plastikmüll nicht über die Mauer an das Weserufer zu werfen? Auffällig ist, dass dort relativ wenige Mülleimer stehen. Dass sie das Maß aller Dinge sind, bestreitet die Pressesprecherin der Stadt: „Es gibt durchaus Behälter an der Uferpromenade, zum Beispiel direkt neben den Bänken gegenüber der Stadtgalerie. Uns fällt allerdings auf, dass diese nur unzureichend genutzt werden – bereits die eineinhalb Meter zwischen Mauer und Mülleimer scheint für einige Besucher zu weit zu sein. Weitere Standorte haben wir aktuell nicht vorgesehen.“ Das größte Problem sei, dass viele Menschen generell nicht bereit sind, den Abfall so zu entsorgen, wie es sich gehört. Bitter.
Eine Minderheit richtet maximalen Schaden an
Bitter deshalb, weil es eine Minderheit ist, die maximalen Schaden anrichtet. Und dass eben dieser Umstand das freiwillige Engagement, das in den vergangenen Jahren Tonnen von Abfall zutage brachte, torpediert. „Wir sind jedenfalls zu dem Schluss gekommen, dass das Müllsammeln alleine nichts bringt“, sagt Greenpeace-Mitglied Nick Hutchings. Was an der Tatsache vor Ort nichts ändert und nach neuen Konzepten verlangt, die von allen gemeinsam erwartet werden sollten. Im Schulterschluss von beiden Behörden, Organisationen und Freiwilligen.