Hameln-Pyrmont (mes). Nun geht es wieder los – mit der Schule nach Sommerferien und Homeschooling auch der Ärger um die sogenannten Elterntaxis. Vermeintlich schnell und sicher sorgen sie allmorgendlich vor Schulen für Verkehrschaos und erhöhte Unfallgefahr. Riskante Wendemanöver sowie das Parken auf Fahrrad- und Fußwegen gefährdet vor allem zu Fuß gehende, Roller oder Rad fahrende Kinder. Hinzu kommt, dass für den zur Schule kutschierten Nachwuchs die zu erlernende Verkehrskompetenz und gesunde Bewegung auf der Strecke bleiben. Die Problematik ist auch in Hameln und Bad Pyrmont nichts Neues.

„Elternparkplätze“ wurden in den zurückliegenden Monaten an der Grundschule Afferde sowie an den Schulen in Tündern, Klein Berkel und der Grundschule Hohes Feld beschildert. In der Königsstraße wurde im vergangenen Jahr eine Einbahnstraße eingerichtet, um das Park- und Wendechaos einzudämmen.

Elterntaxis und wenige Parkplätze führen auch an der Pestalozzi-Schule immer wieder dazu, dass Gehwege befahren und kurzzeitig zugeparkt werden. Deshalb soll hier geprüft werden, ob die Straße „Reitkamp“ vor dem Schulgrundstück in eine Einbahnstraße umgewandelt werden kann. Das Ergebnis ist offen. Den Vorschlag der Eltern, eine weitere Querungshilfe für Kinder zu installieren, will die Stadt auf Nachfrage bei Wiederaufnahme des Schulbetriebs prüfen und eventuell nachjustieren.

Auch andernorts wird etwas getan: So gibt es zum Beispiel im Umfeld des Bad Pyrmonter Schulzentrums „Elternhaltestellen“, die die Verkehrssituation in den Hol- und Bringzeiten bereits verbessert haben. Im September vergangenen Jahres stellten Stadtelternrat, Schulen, Polizei und Stadtverwaltung ein gemeinsames Projekt auf die Beine, ließen sowohl in der Bahnhofstraße als auch in der Oesdorfer Straße sogenannte Hol- und Bringzonen einrichten. Motto: „Zur Schule…? Aber sicher!“ Jetzt nach den Sommerferien wollen die Verantwortlichen das Projekt wieder stärker ins Bewusstsein der Eltern bringen, wie Sabine Jösten, Fachgebietsleiterin Ordnung und Soziales im Rathaus, erklärt.

Auch im Bereich der Grundschule Holzhausen sollen nun sogenannte „Elternhaltestellen“ eingerichtet werden. Dies sieht ein Antrag der SPD-Ratsfraktion vor, der im September im Fachausschuss beraten wird. Schulleiter Jan Liebold hofft, dass die Haltestellen fix eingerichtet werden. Die Verwaltung des Rathauses soll dazu mit den Verantwortlichen der Grundschule und des benachbarten Kinderhauses Pestalozzi prüfen, wo die Standorte sinnvoll sind.

Im Landkreis Hameln-Pyrmont beschäftigen sich noch weitere Schulen mit dem Problem der Elterntaxis. Die Grundschule Tündern beispielsweise ist dem kontraproduktiven Verhalten vergangenen Dezember mit einem Spiel beigekommen und erklärte den Bereich rund um die Schule zur „supergeheimen Bannzone“. Entwickelt wurde das Projekt von der Niedersächsischen Verkehrswacht in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium sowie der BKK Salzgitter und TUI BKK.

Schon seit zehn Jahren „fährt“ der Laufbus durch Salzhemmendorf und bringt die Schüler sicher zum Unterricht. Er wurde einst von der Grundschule ins Leben gerufen, um besonders die Erstklässler sicher zur Schule zu geleiten. Doch daraus wurde schnell mehr, nahmen auch Schüler aus anderen Jahrgängen an dem Projekt teil.

Vorbildcharakter beweist die Grundschule Rohrsen. Hier wird bereits seit mehreren Jahren die Aktion „Fußgänger-Profis“ mit den einzelnen Klassen durchgeführt. Unterstützung erfahren Schüler und Lehrer von den Eltern, indem diese ihren Nachwuchs zum Laufen, Fahrradfahren oder Busfahren animieren. Und so findet die Schule auch Erwähnung in der von der Landesschulbehörde Niedersachsen gemeinsam mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen aufgelegten Broschüre „Elterntaxis – Was tun gegen dicke Luft vor der Schule“, die im vergangenen Jahr erschienen ist.

Hier setzen auch das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) und der ökologische Verkehrsclub VCD an und ermuntern zusammen mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) zum Schulbeginn in Niedersachsen alle Kinder, ihren Schulweg zu Fuß, mit dem Roller oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Zugleich appellieren die Verbände an die Eltern, ihre Kinder dabei tatkräftig zu unterstützen. Laufen Kinder morgens zu Fuß zur Schule oder zum Kindergarten, fördere dies ihre körperliche und geistige Entwicklung. Die Kinder lernten dabei, sich selbstständig und sicher im Verkehr zu bewegen. Außerdem seien aktive Mädchen und Jungen den Tag über entspannter und könnten sich besser konzentrieren.

Gerade Corona hat die Wichtigkeit einer krisenfesten Mobilität vor Augen geführt. Das empfohlene Verkehrsmittel erster Wahl: das Fahrrad oder die eigenen Füße. Aber auch unabhängig von der Krise hat diese Art der Fortbewegung viele Vorteile: Besonders für Kinder ist Bewegung an der frischen Luft gesund, außerdem lernen sie, sich gut und sicher im Verkehr zu bewegen und tun der Umwelt etwas Gutes.