Weserbergland (mes). Droht uns eine Knollenkrise? Überschwemmungen, Hochwasser und Staunässe – die Landwirtschaft bekommt die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren. Extremwetterereignisse stellen eine große Herausforderung dar, die auch vor der Kartoffelernte nicht Halt macht. Ein Problem lautet nämlich: Krautfäule. Ein anderes: Die Befahrbarkeit der Felder durch aufgeweichte Böden.
Kurze heftige Gewitter, starke Regenfälle mit Hagelschauer oder gar Dauerregen – Landwirte blicken gerade in diesem Jahr am Morgen erst gen Himmel und in die Wetter-App: Ist das geplante Ernten des Feldes möglich? Zwar prognostiziert das Landvolk Weserbergland einen „guten Ertrag“ für die bevorstehende Kartoffelernte in unserer Region, Pressesprecherin Friederike Werner schiebt jedoch ein dickes Aber hinterher: „Der Niederschlag war zwar gut für den Ertrag, fördert aber die Pilzausbildung.“ Will heißen: Die Krautfäule macht sich breit. Ähnlich sieht das Heinz Poock (Kartoffelhof in Fuhlen): „Die Frage lautet: Gibt es viel Fäule wegen nasser Böden? Die Zeit bis zur Hasuptertnte im September wird es zeigen.“
In jüngerer Zeit ist es insbesondere in Dänemark und den Niederlanden zu regelrechten Epidemien mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden gekommen. Die Kraut- und Knollenfäule kann innerhalb weniger Tage ganze Ernten vernichten. Die Gefahr massiver Krautfäule-Ausbrüche ist so groß wie schon lange nicht mehr – diese Warnung spricht auch Olaf Feuerborn aus. Er ist Vorstandsvorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) und Vorsitzender des Fachausschusses Kartoffeln im Deutschen Bauernverband (DBV). Der Experte befürchtet, dass der Krankheitsdruck und die bereits stark eingeschränkte Auswahl an Pflanzenschutzmitteln in Verbindung mit reduzierten Aufwandsmengen eine Vernachlässigung des notwendigen Resistenzmanagements erzwingen.
In Sachen Pflanzenschutz und den Einsatz von entsprechenden Schutzmitteln weiß auch Friederike Werner, wie die Landwirte angehalten sind zu handeln: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Doch alles in allem seien die Kartoffelbauern bislang zufrieden. „Das nasse Frühjahr hat eine späte Auspflanzung zur Folge gehabt, die Bodenstruktur war nicht optimal“, berichtet Werner. Statt Ende April seien die Speisekartoffeln bei uns daher erst Mitte Mai gepflanzt worden. Dann habe ein bisschen Sonne gefehlt. Negative Auswirkungen auf die Ernte werde es deswegen aber nicht geben. „Mais ist da zum Beispiel deutlich empfindlicher“, räumt sie ein.
Auch Heinz Poock gibt sich leicht optimistisch und rechnet mit einer „normalen Ernte, denn die Bestände sehen bislang gut aus“. Die Haupternte beginne aber erst in der zweiten Septemberhälfte. Erst dann werde man wissen, wie es wirklich aussieht und auch, wie sich die Preise für den Endverbraucher entwickeln werden.