Hameln. Der Flötist Norbert Rodenkirchen hat eine CD rausgebracht. 30 Minuten Musik, die aus der Zeit des „Rattenfängers“ stammen. Die Idee zu der CD war im vergangenen Jahr während der Premiere beim Hamelner Pfeifertag erwachsen, wo Rodenkirchen gemeinsam mit Michael Boyer, dieser als Sprecher, bei einer Mitsommernachtsshow die „Medieval Flute Music on the Trail of the Pied Piper“ im Innenhof des Hamelner Kunstkreis aufführte.

Am vergangenen Sonntag trat er als Überraschungsgast bei der Veranstaltung: „Grenzenlos: Kulturerbe“ auf der Hochzeitshaus-Terrasse Hameln auf und es ergab sich dabei spontan eine Session mit dem „Rattenfänger von Hameln“. Er benutzte für das Programm verschiedene mittelalterliche Traversflöten: Das Programm sei ein Versuch, den Auszug des Pfeifers 1284 aus der Sicht der Early Music zu betrachten, so Rodenkirchen. Die CD enthält die Highlights eines Livevortrags aus Kopenhagen des vergangenen Sommers.

Die Figur des geheimnisvollen Flötenspielers, der der Legende nach im Jahr 1284 die Kinder aus der Stadt Hameln mit seiner Musik weglockte, hat ihre Faszination bis heute behalten. Was für eine Musik könnte der Rattenfänger gespielt haben? Jüngste Forschungen deuten darauf hin, dass es sich bei dieser Figur höchstwahrscheinlich um einen flötespielenden Landwerber handelte (im Mittelalter auch Lokator genannt), der vom Adel aus den Gebieten südlich der Ostseeküste beauftragt wurde, junge Familien zur Auswanderung in diese Gebiete zu bewegen. Aus frühen Dokumenten geht hervor, dass es ihm im Sommer 1284 gelang, in Hameln eine große Schar junger Leute zu mobilisieren. Namen wie Hamel, Hamler und Hamelnikow sind noch heute in polnischen Telefonbüchern zu finden.

Rorbert Rodenkirchen, ein international renommierter Spezialist für mittelalterliche Flötenmusik, ist seit Langem von der Figur des Rattenfängers fasziniert und spielt sein Programm auf Flöten dieser Zeit. Außerdem hat er sich auf die Suche nach musikalischen Quellen mit engem regionalem und zeitlichem Bezug zur Geschichte des Hamelner Flötenspielers gemacht. Fündig wurde er bei den Melodien des Fürsten Wizlaw III. von Rügen aus dem späten 13. Jahrhundert und seines Lehrers, des sogenannten „Unghelarten“, ergänzt durch altslawische Tänze aus Nordpolen und weitere Melodien deutscher Minnesänger. Rodenkirchen hat diese musikalischen Vorbilder auf der Grundlage seiner umfangreichen Erfahrungen in der mittelalterlichen Improvisation genutzt, um ein Netz von bezaubernden Melodien im Stil der fahrenden Musikanten zu weben, die durchaus vom Rattenfänger selbst hätten gespielt worden sein können.
Die CD ist ab sofort in der Touristinfo Hameln, Deisterallee 1, im Sortiment zu finden. Wer mehr zu Norbert Rodenkirchen und insbesondere zu den aufgenommenen Liedern erfahren möchte, findet dazu mehr unter https://www.norbertrodenkirchen.org/cds/