Bad Pyrmont (mes). Wo viel getreten, gestakt und gelaufen wird, da fliegen schon mal Rasen, Schlamm und Steinchen. Vor allem, wenn es sich täglich um Hunderte Füße handelt, die dem Boden zusetzen. Davon kann der Barfußparcours im Bad Pyrmonter Kurpark ein Lied singen. Und deswegen wurde ihm jetzt eine Wellness-Kur zuteil.

Dass der Kurpark optisch eine Wohltat für die Sinne ist, das ist nichts Neues. Doch einer der schönsten Parks in Deutschland hat auch noch etwas Außergewöhnliches zu bieten: einen sogenannten Barfuß-Parcours und ein Kneipp-Wassertretbecken. Im wahrsten Sinne „von den Socken“ sind immer wieder die Gäste, die zur Anlage in den Kurpark an der Springbrunnen-Allee kommen. Über 180 Meter schlängelt sich der rund 1,50 Meter breite Weg. Wer dort seltsam langsam und staksig gehende Menschen sieht, darf sich nicht wundern, denn das sind gesundheitsbewusste Gäste auf dem Barfuß-Pfad.

Jüngst fanden dort nun Arbeiten statt. „Die Rasenfläche musste ausgetauscht werden“, informiert Kurparkleiter Michael Mäkler. Und so erklärten sich der Bagger und die Staatsbad-Mitarbeiter, die sich am Parcours zu schaffen machten. „In der Sommersaison werden die Materialien hier täglich kontrolliert und überprüft, ob etwas fehlt“, ergänzt Mäkler. Außerdem werde die ganze Fläche wöchentlich gereinigt und das Moor alle paar Wochen „aufgefrischt“. Dem Waschplatz samt Kneipp-Tretbecken komme ebenfalls regelmäßig Pflege zu – „dieses Saubermachen übernehmen die Kollegen aus der Technik“.

Mähstreifen stellte Alternative dar

Rund sechs Wochen benötige Rollrasen anzuwachsen, so Mäkler weiter. Bevor der Barfußparcours in der vergangenen Woche also wieder freigegeben werden konnte, mussten die Nutzer auf die Rasenfläche neben dem Weg ausweichen, wenn sie zwischen den einzelnen Materialien ihre Füße entlasten beziehungsweise säubern wollten. „Sie konnten dafür den Mähstreifen nutzen“, sagt der Kurparkleiter. Schon bald habe man dort eine Art „Trampelpfad“ ausmachen können – für Mäkler ein Zeichen, wie gut das Angebot angenommen werde.
Aber warum eigentlich Rollrasen? „Das war die schnellste und bessere Lösung“, antwortet er. Denn eine Einsaat beispielsweise hätte viel länger gedauert. „Jetzt ist alles wieder frisch“, resümiert er. Und die Gäste freuten sich – gerade jetzt bei der Hitze werde der Parcours extrem gern genutzt.

Kleiner Exkurs in die Vergangenheit: Den Kurpark auch sensitiv zu erleben, war vor fast 20 Jahren im Vorfeld des Anlegens eines Barfußparcours die Überlegung. Daraus entstand dann die Idee, im Park eine besondere Art „Gehschule“ anzulegen und unseren Füßen, die uns durchs ganze Leben tragen, etwas Gutes tun. Wer über Kiesel läuft und durch kalte Bäche watet, bringt nicht nur seinen Kreislauf in Schwung. Es ist uns selten bewusst, dass der Tastsinn unsere Gestalt- und Raumwahrnehmung geprägt hat und in unserem Leben eine wichtige Rolle spielt. Unsere Wahrnehmung über den Tastsinn wird im Gehirn Punkt für Punkt – wie eine Landkarte – abgebildet. Der Gang über einen Barfuß-Parcours stimuliert leicht die Fußreflexzonen, die mit den inneren Organen des Körpers in Verbindung stehen. Eine gezielte Vertiefung dieser sanften Fußstimulation ist die Fußreflexzonenbehandlung durch einen erfahrenen Masseur.

Der Barfuß-Weg im Kurpark beginnt am Wassertretbecken. Dort stehen auch Schuhregale und Bänke. Des Schuhwerks und der Strümpfe entledigt, geht es dann mit nackten Füßen los. Zunächst ganz harmlos auf Hartgras. Das pikst schon etwas, stimuliert aber die Fußreflexzonen. Alle acht Meter gibt es dann, jeweils unterbrochen von einer Grasfläche, die Installation einer neuen Oberfläche: Acht Felder aus Sand, feinem und grobem Waschkies, Granitpflaster, Glasbruch, Holz, Kiefernrindenmulch und Frischmoor sind eingebaut. Wer den Parcours bewältigt hat, spült sich am Waschplatz kurz mit einem Wasserschlauch die Wegbelagsreste von den Füßen.

Beruhigung und Erfrischung

Hier ist aber noch lange nicht Schluss. Denn dann wartet noch das Kneipp-Tretbecken, knietief gefüllt mit nicht temperiertem Wasser. Es beruhigt am Abend und erfrischt am Tag. Das Wassertreten ist die beliebteste Form der Reiz-Reaktions-Therapie nach Kneipp. Die venösen und arteriellen Gefäße werden im Wechsel stimuliert. Als Folge davon wird die Durchblutung gefördert. Kälte- und Wärmereize wechseln einander ab.

Nach der Frischekur für den Barfuß-Parcours lohnt sich ein Besuch nun umso mehr. Jeder kann zu jeder Jahreszeit (auch im Winter bei Eis und Schnee) diesen Weg begehen – aber eben nur barfuß. Die Nutzung kostet den regulären Kurparkeintritt.