Von Jens F. Meyer

Ich hatte meine Meinung zu Ganzglasduschkabinen geändert, seitdem das olle Badezimmer einer Wellnesskur unterzogen worden war. Vorher alles einfach und hässlich: Die Schiebetür mit Alurahmen aus den Neunzigerjahren und in sich gebrochenem Plexiglas nötigte mich nie zu Putzorgien. Jetzt alles schwierig und schick: Als Warmduscher hinter Ganzglas des 21. Jahrhunderts bin ich gezwungen, schon dann zu polieren, wenn ich selbst noch tropfnass dastehe, wie Gott mich schuf. Wehmütig denke ich an die alten Zeiten zurück, in denen die Kalkrückstände auf dem Plexiglas kaum zu erkennen waren. Einmal pro Woche putzen und fertig.

Neulich nahm ich an, eine Lösung für das Problem gefunden zu haben. Ich fragte einen erfahrenen Sanitärmaestro nach Möglichkeiten, unten im Keller eine Enthärtungsanlage für das sehr harte, kalkhaltige Nass installieren zu lassen. „Das ist überhaupt kein Problem, Herr Meyer. Steckdose ist schon vorhanden … Hier ein Stück Leitung rausnehmen … dort einsetzen … dann noch dort … hier¨… und hier …“ – Es war erneut ein Moment in meinem Leben, der mir bewusst machte, weshalb ich kein Handwerker geworden bin. Jedenfalls: Der Fachmann entschwand mit dem Versprechen, in den nächsten Tagen einen Kostenvoranschlag für das Projekt in den Briefkasten zu werfen.

Die Nachricht erreichte mich umgehend. Ich habe meine Meinung zu Ganzglaskabinen deshalb schon wieder grundlegend geändert. Ich poliere nach dem Duschen eigentlich ganz gerne.