Graue Tage werden farbigbunt, schlechte werden gut: Tief aus dem Gefüge der News’schen Rockmusik mit Huey Lewis an Mikrofon und Mundharmonika strahlt der Optimismus sonnengleich hervor. Ein rundum positives Geleit für Tag und Nacht und alles, was dazwischen liegt. Ich liebe das, ich liebte es spätestens seit der neuen Droge!
„I want a new drug“ polterten Hueys News in den Achtzigerjahren auf dem legendären „Sports“-Album. Über vier Jahrzehnte später hat das gute Zeug nichts an seiner berauschenden Wirkung eingebüßt. Obschon die Böller und Raketen aus dem Repertoire der US-amerikanischen Toptruppe so tierisch gut zünden, spüre ich gewiss aber Kummer, ja, Trauer darüber, dass diesem fantastischen Sänger mit dem schelmischen Gesichtsausdruck und all seinen Entertainerqualitäten großes Unheil widerfahren ist. Nicht die vier Jahrzehnte im Dezibelmaximum vorne auf der Bühne raubten ihm das Gehör, sondern die noch recht unerforschte Krankheit Morbus Ménière. Huey hätte allen Grund, verzweifelt zu sein, aber in Interviews macht er nicht den Eindruck, mit dem Schicksal zu hadern, sondern erzählt aufrichtig vom Herz des Rock ’n’ Roll – und lässt dieses Herz jetzt auch erfolgreich als Musical am Broadway schlagen.
Wo ich auch hinhöre im News‘schen Songbook, ich spüre dieses Schlagen in jedem Takt, nicht allein in den selbst von Huey und Freunden geschriebenen Songs (gütiger Himmel, „Stuck with you“, „Hip to be square“, „Couple days off“ … – es gibt so tolle Sachen von denen!), sondern auch in den wahnsinnig gut gecoverten Nummern. Da gab es also mal ein 1994er Prachtstück namens „Four Chords & Several Years Ago“, auf dem teils steinalte Rock ’n‘ Roll-Hammer intensiv, aber mit durchweg originalen Instrumenten aus jener Zeit geklopft wurden. „Mother in law“, „Shake, rattle & roll“ und so‘n geiles Zeugs, worüber andere damals die Nase rümpften. Ich fand‘s klasse, bis heute!
Und freue mich immer wieder aufs Neue, dass Huey Lewis & The News der 1974er Version von Grand Funk Railroad die Dumpfheit und dem 1967er Original der Soul Brothers Six nicht die Würde genommen haben. „(She’s) some kind of wonderful“ im gepfefferten Super-Groove mit wie in Rotwein getränkten Stimmbändern Hueys, mit wie Schampus prickelndem Drumbeat Bill Gibsons und Bläsersätzen zum Jubilieren. Eine Freudenfackel, die nicht verglimmt, ein stetes Feuer des Vergnügens.