In Niedersachsen wird das Wasser immer knapper – trotz des regenreichen Frühlings in diesem Jahr. Die Wasservorräte im Boden sind in vielen Regionen immer noch zu klein. Grund genug, bei den heimischen Wasserversorgern nachzufragen, ob sich auch die Bürger im Landkreis Hameln-Pyrmont Sorgen machen müssen.

Hameln-Pyrmont (mes). Wegen Klimawandel und Hitzesommern wird das Wasser in Niedersachsen immer knapper. Ortsweise kommt es in der Landwirtschaft bereits zu großen Problemen mit der Wasserversorgung. Schon seit Jahren sind zum Beispiel die Talsperren im Harz nicht mehr ausreichend gefüllt. Im vergangenen Sommer litten viele Regionen Niedersachsens unter Wassermangel. Die für uns alle wie selbstverständlich verfügbare Ressource Wasser wird zu einem knappen Gut – regional und saisonal unterschiedlich. Auch Dipl.-Ing. Stefan Schüsseler, Geschäftsbereichsleiter Netze & Technik bei den Stadtwerken Bad Pyrmont, beklagt die vergangenen trockenen Jahre. „Der Wasserstand ist in Pyrmont zwar mittlerweile wieder gut, aber es wird dauern, bis er das Niveau von vor drei Jahren erreicht haben wird“, sagt er.

Nichtsdestotrotz: Die örtlichen Brunnen bilden genug Wasser. „Dieses Jahr zeigt sich in Sachen Niederschläge relativ normal“, sagt er. Es seien daher keine Engpässe in Sicht. Und auch die Stadtwerke Hameln bestätigen: „Grund zur Sorge, dass das Wasser im Versorgungsgebiet der Stadtwerke Hameln knapp werden könnte, besteht nicht.“ Der Grundwasserspiegel liege zurzeit an einer repräsentativen Messstelle Hameln Süd bei einer Höhe von 64,43 Metern über NN (vergangener Juli: 64,31 Meter), gibt Ilka Albrecht auf Nachfrage von HALLO Sonntag Auskunft.

Im Sommer steigt der Trinkwasserverbrauch an. Viele Menschen gehen mehrmals am Tag duschen, die Blumen müssen häufiger gegossen werden und vielleicht wird sogar das Planschbecken für die Kinder noch mit dem kühlen Nass gefüllt. Im Durchschnitt beträgt die Wasserabgabe 8386 Kubikmeter pro Tag (Jahr 2019). Im vergangenen Jahr stieg sie pandemiebedingt (häufigeres Händewaschen) auf 8763 Kubikmeter. „2021 wird ebenfalls auf dem Niveau von 2020 liegen“, prognostiziert Albrecht. Damit das Hamelner Trinkwasser auch unter diesen hohen Anforderungen jederzeit ausreichend zur Verfügung steht, betreiben die Stadtwerke Hameln vier Wasserwerke mit insgesamt zehn Wasserbehältern und fördern jährlich durchschnittlich 3,3 Millionen Kubikmeter Wasser, im Monat also durchschnittlich rund 275 000 Kubikmeter.

Im restlichen Niedersachsen sieht es bezüglich der Wasserversorgung nicht so rosig aus: „Die Defizite der vergangenen Jahre sind noch lange nicht ausgeglichen“, gibt beispielsweise Ekkehard Fricke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Auskunft. Gerade in den Bereichen, in denen es sehr guten und damit sehr speicherfähigen Böden gebe, habe sich deutlich weniger Grundwasser gebildet. Im Untergrund, in etwa 1,80 Meter Tiefe, sei noch kein Regenwasser angekommen. In den trockenen Jahren 2018, 2019 und 2020 sei das im Boden enthaltene Wasser von den Pflanzen aufgenommen worden. „Langfristig fehlt uns Wasser im Untergrund“, sagte Fricke.

Warum aber ist das Weserbergland besser aufgestellt? „Es wird hier für den Ackerbau und Gemüseanbau kein Wasser benutzt“, weiß Stefan Schüsseler mit Blick auf die Landwirte, die in den übrigen Teilen des Landes ihre Felder beregnen. Die vorhandene Geologie spiele uns in die Karten, die örtlichen Wasservorkommen seien für die mittlere Zukunft ausreichend. Hinzu komme der – und das mag viele Menschen verwundern – bundesweit gesunkene Wasserverbrauch der Bürger: Derzeit lieg dieser bei 123 Litern pro Tag, im Vergleich zu noch 147 Litern Anfang der 1990er-Jahre. Und so zeigt sich auch Elmar Günzel, Verbandsvorsteher des Wasserbeschaffungsverbands Klein Berkel-Ohr, erfreut: „Die Pegelstände liegen im Bereich des Normalen – und das seit Jahren.“

Klar sollte dennoch sein: Auch wenn die Trinkwasservorräte in unserer Region ausreichend sind, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit dieser natürlichen, aber sehr wertvollen Ressource wichtig.