Hameln (sar). Betretenes Schweigen, Tränen in den Augen, Fassungslosigkeit. 142 der aktuell 306 Mitarbeiter von Vorwerk Flooring Hameln verlieren ihren Arbeitsplatz. Das ist Fakt. Das wurde am Montag dieser Woche bei einer Betriebsversammlung im Teppichwerk an der Kuhlmannstraße bekannt gegeben.
Schon seit Wochen brodelte die Gerüchteküche. Von einem massiven Stellenabbau ist dabei die Rede gewesen (HALLO berichtete). Und doch sei es sehr schmerzhaft, das Ergebnis nun endgültig präsentiert zu bekommen, spricht ein Vorwerk-Mitarbeiter für viele seiner Kollegen. Schmerzhaft vor allem für die Mitarbeiter, die sich jetzt während der noch andauernden Corona-Pandemie neu orientieren müssen.
Bislang hüllten sich die Wuppertaler Konzernspitze und der Hamelner Betriebsrat gegenüber der Presse in Schweigen. Jetzt wurde zunächst bestätigt, dass es zu dem erheblichen Stellenabbau kommen werde. Allerdings, so Sandra Krieger, Sprecherin des Wuppertaler Familienunternehmens, würden Einzelheiten dazu nicht veröffentlicht. Noch seien nicht alle Prozesse im Detail abgeschlossen. Wie unsere Zeitung vor Ort erfuhr, laufen tatsächlich zurzeit persönliche Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern. Dabei soll es unter anderem um Abfindungen gehen.
Laut Auskunft der Konzernleitung ist es das Ziel, die Umsetzung der geplanten Maßnahmen möglichst sozial-verträglich zu gestalten. „Wir sind uns der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern bewusst, umso mehr in diesen herausfordernden Zeiten“, macht Sandra Krieger im Namen des Managements der Vorwerk-Teppichwerke deutlich. Die Konzernsprecherin erläutert, dass das Management und die Arbeitnehmervertretung die Gründung einer Transfergesellschaft vereinbart haben.

Transfergesellschaften sind ein gängiges, arbeitsmarktpolitisches Instrument, das Arbeitgeber einsetzen können, um von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter für maximal zwölf Monate in den ersten Arbeitsmarkt zurückzuführen. Allerdings müssen diese Mitarbeiter dafür Aufhebungsverträge unterschreiben.

Für den Vorwerk-Konzern „ist es ein geeignetes Instrumentarium, Mitarbeitern eine längere Beschäftigungszeit zu ermöglichen“. Management und Betriebsrat versichern, dass es individuelle Lösungen – wie zum Beispiel Rentenbrücken – für die betroffenen Mitarbeiter geben werde.

Wie es um die Zukunft der Vorwerk Flooring steht, war von dem Wuppertaler Unternehmen nicht zu erfahren. Wie bereits berichtet, will sich der Konzern neu aufstellen und das Geschäft mit elektronischen Haushaltsgeräten forcieren. Das Teppichgeschäft mache mittlerweile lediglich einen einstelligen Prozentsatz am Gesamtumsatz aus. Auch habe es durch die Corona-Pandemie insbesondere im Bereich Hotellerie und Bürobauten viele Stornierungen gegeben.

Auf aktiv-online.de (einem Ratgeberportal für Arbeitnehmer) war erst Ende März dieses Jahres berichtet worden, dass das Hamelner Vorwerk-Teppichwerk das Geschäft mit Bodenbelägen international stärken wolle. Aus diesem Grund waren sieben sogenannte Key Account Manager eingestellt worden.