Ich habe den als Dokumentarfilm gekennzeichneten Softporno „Schweden – Hölle oder Paradies?“ nie gesehen, weder im siffigen Genre-Kino noch im stillen Kämmerlein. Dass der italienische Komponist Piero Umiliani mit „Mah-Nà Mah-Nà“ einen Hit landete, weil er von drei namenlosen Puppen in der US-Sesamstraße 1969 voll drollig dargeboten wurde, war ein Jahr zuvor, als der lauwarme Nackedeistreifen, der für Olli Kalkofes „SchleFaZ“-Reihe (Schlechteste Filme aller Zeiten) herhalten könnte – ich werde ihm Bescheid geben –, nicht vorhersehbar. Dafür hatte Umiliani ihn aber kreiert.
Über Umwege gelangte der Track, schärfster Teil des Films, über den Atlantik ins Kinder-TV der Amis. Dort wieselte ein Zottel mit Ringelpulli und Wurstnase zwischen zwei Mädchenfiguren hin und her, die unbedingt ein Lied trällern wollten, was sie bis heute – der Groove stirbt nie – im besten Scat-Stil als Trio tun. Scat bedeutet, dass der Text keinen Sinn ergibt. Trifft zu:
Mahna mahna
Tie tie pa tie pie
Mahna mahna
Tie tie pa tie
Mahna mahna
Tie tie pa tie pie
Pa tie pie pa tie pie
Pa tie pie di di die di
Aber ach, Ihr Ewiggeistreichen, die Ihr nun den Kolben rümpfet, dieser Scat vermochte im Zusammenhang mit der jazzigen Easy-Listening-Melodei in den US-Billboard-Charts bis in die Top Ten zu crashen! Sodann ging ein wunderprächtiges Lied um die Welt, dass sich aus den Fängen eines amateurhaften Knatterstreifens befreit hatte. Von der Sesamstraße über die Ed-Sullivan-Show bis zu den Muppets, wo zwei rosa Rundmaulwesen namens The Snowths den Refrain anstimmen, den dann der mit Staubwedelfrisur und Sonnenbrille hergerichtete Zausel Mahna Mahna befeuert. Und falls es noch keiner bemerkt haben sollte: The Snowths haben den Text geändert: von Tie tie pa tie pie in Do doo do do do. Das war 1976. Auch dieses wortkarge Trivialgeplänkel bedeutet nichts, absolut nichts – und doch so unendlich viel! Denn wo ein Lied die Welt zu verzücken in der Lage ist, soll es uns stets willkommen sein.