Weserbergland (jlg). Schmetterlinge hängen im wahren Wortsinn herum. Zumindest im Winter. Beispiel: das Tagpfauenauge. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen seiner Artgenossen, die als Ei, Raupe oder Puppe die dunkle Jahreszeit an Wirts- und Futterpflanzen wie etwa der Brennnessel überstehen, überwintert der hierzulande häufig anzutreffende Luftikus als ausgewachsener Falter – was für ein solch zartes Wesen geradezu sensationell ist. Für gewöhnlich reagieren Menschen erstaunt, wenn sie im Januar einen Schmetterling sehen. HALLO-Leserin Saskia Gamander ging‘s da nicht anders.

Am Rinnstein haftend fand sie ein Tagpfauenauge in dieser Woche. Normalerweise sollten die schönen Insekten nicht umgesetzt werden, aber aufgrund der zwischenzeitlich warmen Witterung – über zwölf Grad Celsius in der Silvesternacht – wachte wohl so mancher Schmetterling auf, weil er den Frühling spürte. Dann aber fielen die Temperaturen, womit die Tiere wieder in eine Winterstarre fallen. Der Bordstein schien der Hamelnerin dafür ungeeignet. „Ich habe ihn aufgenommen und an einen sicheren, kühlen Ort im Garten untergebracht“, sagt sie. Eine richtige Entscheidung.

Denn wer einen winterstarren Schmetterling findet – ob auf dem Dachboden oder im Keller –, sollte ihn zwar dort sitzenlassen. Findet er ihn aber an einem unsicheren Ort, dann gilt es, ihn dorthin zu verfrachten, wo es sicher ist. „Man fängt den Falter ein und setzt ihn vorsichtig an einen kühlen und trockenen Ort wie eine Garage oder einen Schuppen. Wichtig ist zudem, den Schmetterlingen an den ersten warmen Spätwintertagen die Möglichkeit des Ausflugs aus ihren Winterquartieren zu ermöglichen“, heißt es dazu vom Naturschutzbund (Nabu).

Sechs Arten überwintern als voll entwickeltes Insekt

In der Tat ist das Tagpfauenauge nicht die einzige Art, die in der Lager ist, als ausgewachsener Falter zu überwintern. Auch der Kleine und Große Fuchs oder der C-Falter suchen unter Dachvorsprüngen, in Baumhöhlen oder Gartenschuppen Unterschlupf, um im Frühling wieder auszufliegen. Der Zitronenfalter – mit als erster unterwegs, kaum da die letzte Flocke vom Himmel gefallen ist – braucht nicht einmal eine Behausung; er überwintert im Freien! Wo er sich ungestört fühlt, nimmt er die Ruheposition ein, klappt also die Flügel nach oben, macht sich schmal. „Dann konzentriert der Zitronenfalter durch die Abgabe von Wasser seine im Körper befindliche Flüssigkeit und verringert somit den Gefrierpunkt. Zudem sinken durch die niedrige Körpertemperatur sämtliche Körperfunktionen auf ein für das Überleben notwendige Minimum. Der Energieverbrauch geht damit gegen Null“, so Karl-Heinz Jelinek, Sprecher des Landesfachausschusses Entomologie im Nabu Nordrhein-Westfalen. Der Falter ist also völlig erstarrt, aber am Leben! Hinter Efeuhecken oder im Gras würde er sich auf diese Weise sein Überleben sichern.