Hameln-Pyrmont (ul). Die Basberg-Apotheke in Hameln stellt seit Mitte Dezember schmerz-stillende und fiebersenkende Säfte für Kinder her. Ein Produkt, nach dem sich viele Eltern sehnen. Und für das sie sich in den zurückliegenden Wochen oft die Hacken abgelaufen hatten. Stichwort: Lieferengpässe.

Auf facebook postete die Basberg-Apotheke mit Filiale in Klein Berkel: „So, wir haben fertig, Paracetamol- und Ibuprofensaft aus eigener Herstellung – hier die letzten Geschmacks-optimierungen organoleptisch geprüft. So können wir jetzt allen fiebernden Kindern helfen.“ Pharmazeutin Wiebke Wünkhaus war es leid. „Ich kann doch nicht Eltern nach Hause schicken, deren Kleinkinder starke Schmerzen haben und nur noch weinen, wir wollten handeln.“

Diese frustrierende Erfahrung macht auch Andreas Toppka, Inhaber der Lortzing-Apotheke in Bad Pyrmont. „Wir haben Kinderärzte bei uns im Haus und sprechen mit ihnen über die Situation. Wir sind seit längerer Zeit ausverkauft. Letztens hatten wir 50 Flaschen bestellt, aber nur vier wurden geliefert, die waren am Vormittag schon wieder verkauft.“ Er sieht sich, wie viele Apotheker, nicht in der Lage, bei der derzeitigen Krankheitswelle nebenbei noch selbst Säfte zu produzieren. Das sei sehr zeitaufwendig und preislich gar nicht darstellbar.

Das Engagement der jungen Angestellten in der Basberg-Apotheke ist schon einmalig. Apothekerin Wünkhaus und ihre angestellte Pharmazeutin Christel Bornemann sowie Tochter Swantje Popp wissen: „Es gibt Vorschriften, Gesetze und Regeln, an die wir uns als Pharmazeuten halten müssen. Bedeutet: Wir denken uns keine Rezeptur aus!“ Es gab aber auch Hürden, auf dem Weg zum selbst hergestellten Schmerzsaft für Kinder, die sehr viel Zeit und Überwindung kosteten. „Es gibt viele Faktoren, die die Herstellung auf Vorrat verzögert haben. Dazu zählt die ganze Bürokratie, die uns als deutsche Vorortapotheke auferlegt wird. Auch ist uns die Stabilität der Zubereitungen unfassbar wichtig, um den kleinen Mitmenschen eine ausreichend lange Haltbarkeit der Fiebersäfte zu gewährleisten.“ Zudem sei man seit einigen Wochen in der Abklärung zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen, damit in dieser Zeit nicht noch weitere Kostenfaktoren auf die Eltern zukommen.

Jessica Wömpener war in sechs Apotheken, aber erfolglos, es gab keine fiebersenkenden Säfte für Kinder. Auch Dajana Roßmann ist voll des Lobes, weder Zäpfchen noch Schmerzsaft seien zu bekommen gewesen – jetzt schon. „Es wäre wünschenswert, wenn andere Apotheken auch nachziehen würden und uns Müttern die Angst nehmen, dass die Kleinsten keine Medikamente bekommen können.“

Der Ehrgeiz des engagierten Basberg-Apotheken-Teams geht weiter: Auch ein schmerzstillendes und fiebersenkendes Zäpfchen für Kleinkinder wird gerade von Svantje Popp und Christel Bornemann entwickelt. Wünkhaus ist wütend: „Es gibt in Deutschland zu viele Erschwernisse. Die 96 Krankenkassen agieren sehr bürokratisch. Wir sparen uns noch zu Tode. Besonders, wenn es um Kinder geht. Es ist uns Apothekern klar, dass das Immunsystem von Kindern nach drei Jahren Corona nicht stabil ist. Da kommen jetzt viele Krankheiten auf die Kids zu. Da geht es immer um Akutmedikamente, deren Haltbarkeit abläuft, die aber in der Corona-Schonzeit nicht so nachgefragt waren und deshalb weniger bei den Herstellern bestellt wurden. Dieses Nachfrageloch muss jetzt gefüllt werden.“