Hameln (ul). Auch Hameln hat einen Hospizverein, keine stationäre Unterkunft, in die die Sterbenden als Gäste aufgenommen werden, sondern ein ambulantes Angebot. Eine aufsuchende Sterbebegleitung von bestens geschulten Ehrenamtlichen, die nach Hause kommen oder ins Pflegeheim, in dem der Mensch zu Hause ist und an das er sich gewöhnt hat.

Nun ist der Hospizverein Hameln umgezogen. Rund 25 Mitglieder halfen dabei, das Mobiliar und die Arbeitsmaterialien aus der bisherigen Unterkunft an der Domeierstraße in den vom ehemaligen Vermieter kostenlos bereitgestellten Transporter zu packen und in die neuen Räume in der Deisterallee 14a, in die ehemalige Radiologische Praxis von Vassilios Karakidis, zu schaffen und dort aufzustellen. Auch im neuen Domizil sind die Räume behindertenfreundlich ebenerdig zu erreichen.

Der Vorstand des Hospiz-Vereins freut sich über Spenden, da es nun darum geht, die Räume einzurichten. Was noch fehlt, sind Gardinen, Rollos, eine Garderobe und eine Kücheneinrichtung. Dank eines Spendenlaufs konnten in diesem Jahr schon 2500 Euro für die Anschaffung neuer Stühle gesammelt werden, die dank der Volksbank Hameln-Stadthagen und den Stadtwerken Hameln um dieselbe Summe aufgestockt wurden. Denn insgesamt hat sich die Fläche nun für den Verein verdoppelt.

Reibungslose Umsetzung

Die ehemalige Praxis wurde für den Verein mit großen Fenstern und Wandumbrüchen umgebaut. Der Verein freut sich sehr, dass dieser anstrengende Umzug nahezu reibungslos gemeistert wurde und dankt seinem Vormieter, der Tönebön Stiftung, für die Unterstützung bei sämtlichen Anliegen. Die Verwaltung der Tönebön Stiftung hatte Eigenbedarf angemeldet – daher war der Umzug notwendig geworden –, gab aber dem Hospizverein ausreichend Zeit, um neue Räume zu finden. Nun ist der Hospizverein zuversichtlich, mit dem neuen Vermieter ein ebenso tolles Mietverhältnis aufbauen zu können.

Worin besteht die Arbeit und der Raumbedarf des Hamelner Hospizvereins? Da geht es erst mal um ambulante Sterbebegleitung, wie die Vorsitzende, Monika Cordes-Salm, erläutert. Das Team von 45 geschulten Männern und Frauen schafft Vertrauen für die Angehörigen, nimmt sich Zeit, um einfach da zu sein, bietet Hilfe in den schweren Stunden des Abschieds an und macht es den todkranken Menschen leichter, auf ihr Leben zurückzublicken, in Dankbarkeit und Freude, beim Verzeihen oder auch in der tiefen Ohnmacht des Ungesagten.

Wichtig ist den ehrenamtlichen Helfern, dem Sterbenden einen angstfreien Abschied aus diesem Leben zu ermöglichen. Manchmal sind die Angehörigen so sehr in Panik und Trauer, dass ihnen der Blick auf den todkranken Menschen verstellt ist, es ihnen schwerfällt, zu sehen, was er gerade braucht. So gesehen sind die ehrenamtlichen Helfer eine Unterstützung nicht nur für den Sterbenden, sondern auch für seine Angehörigen, Nachbarn und Freunde. Und da kann der Hospizverein dank der großen Zahl von ehrenamtlichen Sterbebegleitern ganz genau aussuchen, wer zu wem nach Hause kommt, denn gerade bei der Sterbebegleitung ist es wichtig, dass die Lebenserfahrung und das Einfühlungsvermögen des Helfers zu dem Sterbenden stimmig ist. Dafür hat der Hospiz-Verein Hameln zwei Koordinierungsfachkräfte; sie teilen die freiwilligen Helfer, die dann rund um die Uhr im Einsatz bei dem Sterbenden sind – möglichst passgenau an den Hilfesuchenden an.

Doch die Arbeit des Vereins hört nicht mit dem Tod auf. Ganz wichtig ist den Mitgliedern das Auffangen der Trauernden. Denn jeder Mensch trauert anders. Da bieten sich Vorträge, Lesungen und Kurse an, die der Hospizverein nun in den größeren Räumen an der Deisterallee noch weiter ausbauen kann. Eine Witwe beispielsweise, die selbst trauert und sich um die Finanzen und das neue Familiensystem kümmern muss, bittet um Unterstützung für ihre Kinder, damit sich diese mit ihrem Schmerz nicht allein gelassen fühlen. Oder der Witwer, der bisher nicht kochen musste, kann im Hospizverein künftig einer Männerkochgruppe beitreten.

Es gibt ein Trauer-Café mit kleinen Impulsen für Trauernde, um ihnen Mut zu machen, einmal im Monat sonntagnachmittags. Es gibt kostenlos Trauergruppen für Erwachsene, für Jugendliche und sogar für Kinder. Auch eine Näh- und eine Kreativgruppe sind entstanden. Um sich wieder in das Leben zu finden, ist es gut, mit Menschen zu reden, denen es ähnlich geht, dafür bietet der Hospizverein diese vielseitigen Angebote für trauernde Angehörige und Freunde des jeweils Verstorbenen an.

Und wichtig ist auch die Öffentlichkeitsarbeit. Weil insgesamt das Sterben und der Tod in unserer Gesellschaft oftmals ein Tabu sind, hilft es, wenn der Hospiz-Verein auch in Schulen mit Kindern und Jugendlichen dieses Thema sensibel anspricht und in Seniorenzentren auf seine Angebote aufmerksam macht. Eingeladen sind die Hospizmitglieder auch zu Trauergottesdiensten beispielsweise von verwaisten Eltern. Die gut geschulten ehrenamtlichen Helfer und das feste Vorstandsteam können diese vertrauensvolle Arbeit dank Spenden und Engagierten, die erfahren sind in der Begleitung mit Sterbenden, sehr liebevoll, sensibel und motiviert leisten.