Hameln-Pyrmont (ul). Immer mehr Menschen legen sich einen Hund zu. Das ergeben Zahlen, die die Kommunen dem HALLO auf Anfrage mitgeteilt haben. Grund für den Run auf die Vierbeiner ist die Corona-Pandemie. Mehr Zeit, weniger zwischenmenschliche Kontakte – viele Hameln-Pyrmonter erhoffen sich von den Schnüffelnasen mehr sozialen Halt und weniger Einsamkeit.

Die seelischen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen sind für Kinder, Familien und Singles unbestreitbar. Mit den verordneten Abstandsregeln, dem Homeschooling, gepaart mit elterlichem Homeoffice, und der Schließung von Vereinen fehlt das soziokulturelle und sportliche Umfeld für Groß und Klein. Das soziale Miteinander ist seit einem Jahr wesentlich eingeschränkt, Einsamkeit und Ängste treten in den Vordergrund, wo sonst Freundschaften und der Austausch über Ärger, Freude, Frust und Lust die seelische Balance halten.

Haustiere können in der auf wenige Kontakte reduzierten Kleinfamilie oder auch für Singles dieses menschliche Miteinander zwar nicht ersetzen, sie lenken den Fokus aber ab von trüben Gedanken und Ängsten, die sowohl Kinder als auch Erwachsene durch Corona vor Ansteckung und Tod haben. Viele Bürger im Landkreis Hameln-Pyrmont reagieren auf ihre Ängste mit einem Hund – quasi als Ausgleich für die verbotenen zwischenmenschlichen Kontakte. Denn gerade Hunde fordern die volle Aufmerksamkeit ihrer Besitzer, regen zu Bewegung im Freien an. Die Vierbeiner wollen gestreichelt, gefüttert und gekuschelt werden. Die Zahlen aus den Städten und Gemeinden belegen, dass der Trend zum Hund groß ist.

Fast überall steigen die Zahlen kontinuierlich

Für die Kurstadt Bad Pyrmont trifft das zu, wie die Zahlen von Stefan Ölmann, vom Fachdienst Finanzen der Stadt Bad Pyrmont, belegen. So waren in den Jahren vor Corona stets 1340 bis 1350 Hunde gemeldet. Zum 1. April 2020 waren mit 1372 gemeldeten Hunden insgesamt rund 20 Tiere mehr als in den Jahren zuvor. Damit nicht genug: Zum 1. April 2021 stieg die Zahl nochmals – auf jetzt 1386. Der Blick nach Hameln ergibt ein ähnliches Bild: Aktuell sind 3127 Hunde dem zuständigen Amt gemeldet, wie Pressesprecherin Janine Hermann sagt. Ende 2019 waren es noch 3081 – ein Unterschied von also 46 Hunde in nur knapp anderthalb Jahren.

In Aerzen stieg die Zahl wie folgt: Bis 2018 waren 797 Hunde gemeldet. „Jetzt sind es 1058“, sagt Bürgermeister Andreas Wittrock. Ein deutlicher Zuwachs von 143 Hunden. Auch in Emmerthal belegen die Zahlen, die Janine Wehner aus der Verwaltung vorliegen, einen Anstieg. So gab es 2019 insgesamt 885 Hunde, 2020 bereits 900 und in diesem Jahr 919. Ein Plus von 34 innerhalb von weniger als zwei Jahren. Und auch in Bad Münder stieg die Zahl der Vierbeiner mit der Corona-Krise. Über den Fachdienst Finanzen ist zu erfahren, dass die Zahl von 2018 – nämlich 1417 Hunde – bis heute um 75 auf 1528 gestiegen ist.

Ein Blick in den Ostkreis: Im Flecken Coppenbrügge stiegt die Zahl ebenfalls von 855 (Jahr 2018) auf 898 gemeldete Hunde, wie Marina Schulz aus der Finanzabteilung mitteilt, also ein Plus von 38. Und auch Roswitha Laube aus dem Flecken Salzhemmendorf bestätigt den Trend. Dort sind aus 1050 angemeldeten Hunden im Jahr 2017 nunmehr 1107 geworden. Ungeachtet einer zusätzlich zu vermutenden Dunkelziffer seien bisher in diesem Jahr mehr Hunde als im Vorjahr angemeldet worden. Da sticht Hessisch Oldendorf geradezu als Trendbrecher hervor. Heute sind 1484 Hunde gemeldet – vor zwei Jahren waren es 1561.

Den erforderlichen theoretischen Sachkundenachweis für Hundebesitzer bietet das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium über das Internet online an, auch viele Tierärzte nehmen den Nachweis ab, wie der Polizeihundeverein Hameln berichtet. Eine intensive Ausbildung für Herrchen und Frauchen über drei Monate wird zwar vom Land Niedersachsen nicht verlangt, bieten viele Hundevereine aber normalerweise in Nicht-Corona-Zeiten an.