Bad Pyrmont (mes). In der Natur wächst eine Fülle von essbaren Wildpflanzen: Früchte, Samen, Wurzeln und Kräuter, die oft nährstoffreicher sind als Produkte aus dem Supermarkt – und überwältigende Aromen bieten können. Wir müssen nur genau hinschauen. Und zugreifen! Zum Beispiel auf dem „Ewilpa“, dem „Essbaren Wildpflanzenpark“ im Bergkurpark von Bad Pyrmont. Am Sonntag, 8. September, sind alle Interessierten zu einem bunten Fest eingeladen.
Wie schmecken eigentlich frische Berberitzen-Beeren, oder wofür kann ich Giersch verwenden? Sind die Blätter der Bäume essbar, und wie ist das mit den Brennnesseln? Wo wachsen Beeren und Nüsse am Wegesrand? Antworten finden sich seit 2019 auf dem rund drei Kilometer langen Spazierweg durch den denkmalgeschützten Bergkurpark, denn hier ist der essbare WildpflanzenPark (kurz Ewilpa®) entstanden. 13 Stationen unter freiem Himmel laden zum Sammeln und Verweilen in der Natur ein. Und das Probieren und Ernten für die eigene Küche ist natürlich auch erlaubt.
Sylke Bukowski ist Expertin auf diesem Gebiet, lädt auch mehrere Male im Jahr zu Führungen durch den Ewilpa ein. „Hier geht es um Sträucher, Früchte, Bäume – um sämtliche heimischen Pflanzen, die nutzbar sind“, fasst sie zusammen. Vor einigen Jahren hat sie ein Seminar zur Anlage eines solchen Parks belegt und darf sich seitdem „qualifizierte Fachberaterin für essbare Wildpflanzen“ nennen. Das Angebot sei in Bad Pyrmont schon reichhaltig gewesen, aber hier und da wurden noch Sorten ergänzt. „Es geht darum, Menschen wieder mehr in die Natur zu bringen“, so Bukowski weiter, „und zu zeigen: Hier gibt es Pflanzen, die den täglichen Speiseplan ergänzen!“
Und davon gibt es jede Menge: Himbeere, Brombeeren, Douglasien, Birken, Buchen, Esskastanien, Löwenzahn, Brennnesseln, Linden, Weißdorn, Schlehen, Schafgarbe und noch so viele mehr. Seit seiner Eröffnung im Jahre 2020 lockt der „Essbare Wildpflanzenpark“ täglich Menschen auf eine 60 Hektar große Fläche im Bergkurpark.
Sammeln und ernten erlaubt
Der Name ist Programm, denn das Sammeln und Ernten von Wildkräutern, Früchten und Nüssen ist ausdrücklich erlaubt. Mit der Unterstützung ehrenamtlicher Helfer und verschiedenen Akteuren entstand dieser drei Kilometer lange öffentliche Themenweg mit 13 Stationen sowie ein Hummel- und ein Schmetterlingspfad. Wegweiser führen die Gäste von Station zu Station, wo sie auf Schautafeln mehr zur kulinarischen Anwendung der Pflanzen erfahren.
„Wild gesammelt, bieten die Pflanzen nämlich viel mehr gesunde Inhaltsstoffe als im Supermarkt gekauft“, informiert Sylke Bukowski. Brennnesseln zum Beispiel enthalten deutlich mehr Eisen als Grünkohl. Wer hätte das gewusst? „Vieles ist in Vergessenheit geraten“, bedauert sie. Unsere Großmütter hätten dieses Wissen um unsere heimischen Pflanzen, deren Gebrauch und gesundheitlichen Effekte noch auf dem Zettel gehabt. Zeit also, dass auch wir uns mal wieder auf den Weg machen.
Der Ewilpa in Bad Pyrmont – übrigens der zweite in ganz Deutschland, mittlerweile gibt es bundesweit elf – ist für jeden zugänglich. Für Sonntag, 8. September, lädt das Ewilpa-Team nun unter dem Motto „Entdecken, genießen, erleben“ zum dritten Fest rund um die wilden Kräuter ein. Neben Führungen für Jung und Alt stehen Mitglieder vom Nabu, Heimatbund, Niedersächsischen Staatsbad und Naturheilverein Bad Pyrmont für Fragen rund um essbare Wildpflanzen zur Verfügung. Daneben können naturnahe Produkte gekostet werden. Auf einem kleinen Markt regionaler Produkte finden die Besucher Honig, Eier, Kunsthandwerk. Ayurveda und Ewilpa – passt das zusammen? Auch das können die Gäste an diesem Tag erfahren. Beginn ist um 11 Uhr an der Nabu-Hütte im Bergkurpark. Und wer sich ein Stück wilden Garten mit nach Hause nehmen möchte, dem sei besonders die Pflanzen-Tauschbörse ans Herz gelegt: Hier können zwischen 11 und 17 Uhr regionale Pflänzchen, Samen und Ableger getauscht werden. Wer selbst interessante Ableger im Garten hat, kann diese an dem Tag gern zum Tauschen mitbringen.
Im Übrigen gilt: Beim Sammeln ist man umsichtig und pflückt nur so viel, wie man für den eigenen Gebrauch benötigt. Und dann sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt: Von Tee über Cremes bis hin zu Säften bieten unsere heimischen Pflanzen eine Fülle von Verarbeitungs- und Genussmöglichkeiten!