Keb’ Mo‘, mittlerweile selbst profilierter Blues-Musiker drüben, auf der anderen Seite des Atlantiks, spielte auf seinem 2008er Album „Keep It Simple“ mit dem Song „Riley B. King“ eine rührende Hommage an den wahren König des Blues. Riley ist B.B. und B.B. ist King, jener hauchfein über die Saiten seiner Lucille kraulende Könner, der neben Albert und Freddie, allesamt weder verwandt noch verschwägert, einer von drei Kings war, die als Wegbereiter des Blues mit der elektrischen Gitarre gelten (auf der Akustischen war‘s Robert Johnson, logisch). Nun ja, da mag es also lustig gewesen sein, dass B.B. King, dessen Finger so sanft den Hals der Gibson ES-355 liebkosten, Ende der Achtzigerjahre Bono und U2 gegenüber zum Ausdruck brachte, dass er Akkorde nicht spielt, nicht wirklich spielen kann. Sie müssen seltsam aus der Wäsche geschaut haben.

Muss man sich vorstellen: Da sitzt also dieses (nicht nur) musikalische Schwergewicht gottgleich vor den Iren, um mit ihnen „When love comes to town“ einzutüten, und dann das! Musiker, die was vom Gitarrenspiel verstehen, bestätigen jedoch sogar, dass B.B. King, d e r König blau gefärbter Töne, im Grunde wirklich „nur“ einzelne Noten seiner liebevoll Lucille getauften Klampfe entlockte, nie Akkorde.

Wie er das aber tat, oh Mann, das ist aller Ehren wert. Mit am schönsten hört sich’s an bei „There must be a better world somewhere“. Er quält sich nicht mit Geniestreichen in den Vordergrund, sondern taucht Ton für Ton ins Kompositionsgeflecht, nimmt sich zurück, bleibt Teamplayer, ist verbindendes Element zwischen Klavier und Saxofon oder was auch immer da aus den Tiefen des Studios zu uns reitet, und erst, wenn‘s passt, schiebt sich Big B.B. nach vorne ins Licht der Aufmerksamkeit, nimmt sich Raum, nimmt sich Zeit fürs geradezu überfällig gewordene Solo.

Wie Ebbe und Flut sich die Wellen zuschieben, in genau dieser Grazie und wilden Schönheit wird hier ein musikalischer Tidenhub spürbar, der noch eine ganz andere Stärke des im Bundesstaat Mississippi geborenen Künstlers in den Vordergrund rückt: sein mit ganzer Seele dargebrachter Gesang. Er fesselt uns Hörende – und lässt keine Zweifel am Titel aufkommen. Den ich aber nicht so verstehe, dass da irgendwo eine bessere Welt sein muss und auf uns wartet (da kann sie ja lange warten…), sondern dass wir alle jeden Tag gemeinsam an einer besseren Welt arbeiten sollten. Let‘s go!