Hameln (ul). „Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit“ – dieser Ohrwurm verhallt derzeit in den Ohren der Weihnachtsmarktbeschicker. Denn sie wissen noch gar nicht, ob und wie der Weihnachtsmarkt in der Rattenfängerstadt unter Corona-Auflagen realisiert werden kann. Auf der Kippe steht damit für sie eine der wenigen – und vor allem: wichtigsten – Einnahmequellen überhaupt in diesem Jahr.

Aber die Weihnachtsmarktbeschicker geben die Hoffnung noch nicht auf, Ende November endlich wieder ihre Buden aufstellen zu können, wie der Nachfolgeverein der IG-Weihnachtsmarkt, als Interessenvertretung, artikuliert. Timo Drollinger, der Vorsitzende des im vergangenen Jahr gegründeten Forum Hamelner Weihnachtsmarkt e.V., in dem bereits die Hälfte aller Aussteller vertreten ist, trifft sich derzeit monatlich mit den Mitgliedern. Dabei gibt es einen Konsens, den Weihnachtsmarkt in der Altstadt von Hameln zu bevorzugen. Der Bürgergarten als alternativer Standort sei in weite Ferne gerückt. Aber bevor die Beschicker zuhause bleiben müssten, würden sie auch diesen Platz einnehmen. „Jedoch ist die Beschaffenheit des Rasens gerade auch nach Regen schon sehr zweifelhaft“, sagt Timo Drollinger. Die gegenseitige Beförderung zwischen Handel in der Altstadt und dem Weihnachtsmarkt sei das Ziel. Im Bürgergarten sehen die Beschicker keine Chance auf Besucher am Vormittag oder mittags. Außerdem stelle sich viel mehr die Frage, ob dort alle Beschicker einen Standort finden könnten unter Abstandswahrung.

Gewartet wird auf den neuen Coronaerlass des Landes

„Nun sind alle in Wartehaltung“, so Drollinger. Gewartet wird auf den neuen Coronaerlass des Landes, der für Anfang Oktober erwartet wird. Darin soll auch zu den Weihnachtsmärkten in Niedersachsen unter Corona-Bedingungen Stellung bezogen werden. Bevor das Land nicht kommuniziert, beispielsweise ob und wie eine namentliche Erfassung der Weihnachtsmarktbesucher funktionieren soll, stochern die Aussteller auch in anderen Städten im Nebel. Es gibt Nachteile für Städte, deren Zugänge sehr offen sind, das könnte das Aus für die Weihnachtsmärkte bedeuten. Rein hygienetechnisch sorgen sich die Aussteller nicht. Schon vor Corona hatten sie beispielsweise einen Tagessatz an Glühweinbechern, der dann abends gespült, am nächsten Tag wieder zur Verfügung steht. Auch bei plastikfreien und umweltschonenden Einweggeschirr sei das Angebot vorhanden.

Die eigentliche Stellschraube sei die zugelassene Personenmenge. Weil bei weniger Personen auch mit Umsatzeinbußen gerechnet werden muss. So werden in diesem Jahr viele Pauschalreisen, von denen der Hamelner Weihnachtsmarkt bisher profitierte, geringer ausfallen, vermuten die Beschicker. Wie die Kulisse wirkt, wenn die Stände weiter auseinanderstehen, das können die Standbetreiber nicht einschätzen. Es könne ja auch ganz gemütlich sein. Was sie allerdings wissen, dass die Stadt Hamburg beispielsweise schon immer Strom und Wasser kostenlos anbietet. Wünschenswert sei für die Beschicker in Hameln in diesem Jahr eine Reduzierung der Standgebühren. Froh sind sie über die Offenheit der Stadtverwaltung und die Kommunikationsbereitschaft von Oberbürgermeister Claudio Griese.

„Wir sitzen auf heißen Kohlen“, sagt auch Veranstaltungskaufmann Nikolas Twick von der Hameln Marketing Tourismus GmbH. Allerdings gebe es wieder erstaunlich viele Busreisen. Auch die Stadtverwaltung kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht viel sagen, jede Planung wäre Makulatur. „Die Vorgaben aus Hannover müssen wir abwarten“, so Pressesprecher Thomas Wahmes. Der Weihnachtsmarkt habe eine zentrale Bedeutung für Hamelns Kaufkraft. Er belebt die Stadt. „Wir hoffen, dass es eine Lösung gibt, die gut für die Beschicker und den Einzelhandel ist. Wir wissen um die Sorgen der Beschicker, die leben davon. Der Infektionsschutz muss aber gewährleistet sein.“ Aber das sei möglich.

Schwieriger sei die Dynamik der Infektionszahlen, das sei ein großer Unsicherheitsfaktor. Keiner der damit zu tun habe, sei zu beneiden. So schwierig sei es noch nie gewesen, sagt der Leiter des Referats für strategische Grundsatzfragen und Wirtschaftsförderung, Thomas Wahmes. So gesehen stelle sich für die Stadt noch nicht die Frage, inwieweit sie den Standbetreibern entgegenkommen kann, das sei nachrangig, erstmal müssten die Kommunen abwarten, ob Weihnachtsmärkte überhaupt zugelassen werden vom Land Niedersachsen. „Die Lage ist dramatisch, es ist ein ganzes dünnes Eis, auf dem sich alle bewegen“, so Wahmes.