Von Jens F. Meyer

Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, wie der Aufprall einer reich mit Streichkäse oder Marmelade beschmierten Scheibe Brot auf den Fußboden in ein Wort zu fassen ist. Das Ergebnis: gschlüpp. Keine schlägt mit der Unterseite auf. Nach dem Abflug immer Bruchlandung im saftigen Elend. Je reichhaltiger der Belag, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Stulle koppheister fällt.

Mir selbst ist noch keine Semmel durch die Finger geflutscht, die mit einem 0,2-Prozent-Fett-Magerkäse bestrichen wurde. Mit Rübensaft, Nuss-Nougat-Creme, Marmelade, Hüttenkäse oder Honig passiert das dauernd. Hier fällt die Stulle auch nicht direkt auf den Boden, sondern erst aufs Hosenbein und glitscht dann langsam abwärts. Dass sie immer auf der Kleisterseite landet, soll mit dem veränderten Schwerpunkt zu tun haben. Vermutungen. Der Vollkornanteil indes hat keinen Einfluss auf die Fallsucht.

Um das Risiko zu minimieren, müsste man sein Bemmerl gleich auf dem Fußboden bestreichen und dort wegmümmeln. Tatsächlich funktioniert das auch, allerdings folgen plötzlich Freunde (wenn man denn noch welche hat) der Einladung zum gemeinsamen Sonntagsbrunch nicht mehr. Kann ein Vorteil sein.

Vielleicht ist es die Flucht der Scheibe vor dem Kleister, mit dem sie nicht angeschmiert werden will. Das Brot findet lieber ein jämmerliches Ende auf dem verlodderten Küchenboden, als im Schlund des Grauens Karies und Baktus zu begegnen. Das wirft die Frage auf, wann denn zum letzten Mal ein Zahnarzt reingeschaut hat. Und wie hieß er noch mal …