Hameln (ey). Das „Was wäre wenn“-Spielchen in diesem Jahr dauert an. Corona ist schuld. Nichts ist sicher. Obwohl erst Hochsommer, richten sich bange Blicke vieler Hamelner – nicht zuletzt derer, die als Organisatoren verantwortlich sind – auf den Weihnachtsmarkt. Rund 900000 Besucher, über 500 Reisebusse, Zehntausende Touristen. Da klingeln für gewöhnlich die Kassen. Aber das Damoklesschwert pendelt über jeder Bude, ein Virus, das sich wieder stärker ausbreitet. Nach der Absage von Pflasterfest und Herbst- und Bauernmarkt hängt auch die Ausrichtung des Weihnachtsmarkts am seidenen Faden.

Stadtmanager Dennis Andres kann einem leidtun. Einerseits sind die Standplätze vergeben, „andererseits müssen wir gegebenenfalls Plan B oder Plan C aus der Tasche ziehen, wenn es bestimmte Vorgaben von Landes- oder Bundesebene gibt“. Die Crux: Es lässt sich keine verlässliche Vorhersage machen, wie sich die Virusverbreitung entwickeln wird. Covid-19 ist ein harter Gegner. „Ich hoffe sehr, dass sich alles zum Guten wendet. Aber wissen tun wir es alle nicht“, bleibt Dennis Andres zurückhaltend. Gut, das ist grundsätzlich seine Art, aber in diesem Fall doch auch die Folge der verzwickten Lage.

Wie wichtig der Weihnachtsmarkt für die Stadt und die Region ist, das weiß auch Harald Wanger, Chef der Hameln Marketing Tourismus GmbH. Mit der Ausrichtung des Festes habe die HMT zwar relativ wenig zu tun, übernehme aber schon auch Aufgaben dafür, unter anderem planerische in der Aufbauphase, „und es wäre wirklich schlimm, wenn der Weihnachtsmarkt ausfallen würde, schlimm für alle – auch für den Handel“, so Wanger auf Anfrage unserer Zeitung.

Aber möglich ist es. Denn unmöglich dürfte ein Abstand von mindestens 1,50 Meter zwischen jedem Marktbesucher sein. Eine Entzerrung des Festes auf weitere Straßen der Innenstadt will Stadtmanager Andres (auch) noch nicht ins Gespräch bringen, denn der Budenzauber solle ja das Zentrum beleben. Er könne sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, die vorhandenen Stände über mehr Straßen zu verteilen als jene, auf denen sie immer stehen. Zumal: „Wer würde wohl freiwillig dann von einem Ort im Zentrum in eine Nebenstraße ziehen wollen?“ Berechtigte Frage.

Allerdings ist manchem Beschicker der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Norbert Meyer, erfahrener Standbetreiber, ist jedenfalls dieser Meinung, „und ich vermute, da bin ich nicht der einzige“. Allein: Der ominöse Plan B oder C müsste allen schon jetzt mitgeteilt werden. „Die Händler und Budenbetreiber brauchen Sicherheit. Sie zeitnah über wegen Corona hervorgerufene veränderte Marktbedingungen zu informieren, ist besser, als so lange damit hinterm Berge zu halten, bis Land oder Bund eine Richtlinie vorgeben“, sagt Norbert Meyer. Denn das könne ja noch furchtbar lange dauern.

In der Tat kann ein Weihnachtsmarkt unter anderen Bedingungen auch Chancen eröffnen. Zum Beispiel jene, Straßen wie Ritter-, Emmern- oder Fischpfortenstraße in den Budenbereich mit einzubeziehen, um Menschenmengen zu entzerren. Es wäre vermutlich nicht die schlechteste Notlösung. In frühen Jahren feierten die Hamelner so ähnlich auch ihr Altstadtfest. Besondere Zeiten brauchen besondere Konzepte, Zuversicht – und Offenheit, damit jeder weiß, was auf ihn zukommen könnte.