Hameln-Pyrmont (mes). Totensonntag, Volkstrauertag, Allerseelen – im November wird jetzt der Toten gedacht. Zur Erinnerung und Mahnung gibt es dazu auch vielerorts Kriegerdenkmäler – so auch in den Städten und Gemeinden des Landkreises Hameln-Pyrmont. Doch sind solche Male überhaupt noch zeitgemäß?

In ganz Deutschland finden sich über 100 000 Kriegerdenkmäler. Auch in Hameln und Bad Pyrmont gibt es sie. Für viele sind sie wohl fester Bestandteil des Straßenbildes, aber gerade jetzt im Monat November mit seinen Gedenktagen ist es Zeit, sich den Mahnmalen mal etwas intensiver zu widmen. Wer ist für sie zuständig? Wer sorgt für Pflege und Instandhaltung? Und sind sie heute überhaupt noch zeitgemäß – oder wichtiger denn je?

In vielen Ländern wird immer wieder diskutiert, ob Denkmäler, die nicht mehr der aktuellen ethischen Betrachtungsweise entsprechen, entfernt werden sollten. Hamelns Historiker Bernhard Gelderblom hat eine klare Meinung dazu: „Wir dürfen sie nicht abreißen, sondern müssen sie als Lernorte zugänglich machen und erklärende Tafeln aufstellen“, sagt er. Das hat er bereits in der Vergangenheit getan – 13 Gedenktafeln finden sich beispielsweise im Hamelner Stadtgebiet und auf dem Friedhof Wehl. Dazu kommen weitere im Landkreis Hameln-Pyrmont.

Der Historiker unterstreicht, dass es zwei Arten von Kriegerdenkmälern gibt: Die einen gedenken der Helden als Vorbild, sollen der Nacheiferung dienen – als Beispiel nennt er hier das Denkmal zum Ersten Weltkrieg am 164er-Ring. „Das ist ganz fatal; es ruft zum Kampf auf und hält den Rachegedanken hoch“, fügt er hinzu. Die andere Art von Kriegerdenkmälern sei dazu da, um zu trauern. „Sie sollen die Mütter, Väter, Kinder, trösten, indem sie dem Tod ihrer Verwandten einen Sinn verleihen.“ Diese Denkmäler stellten die Chance dar zu lernen. Daher habe er sich dafür eingesetzt, Tafeln mit erklärenden Informationen bei ihnen aufzustellen. „Das ist schon ein zähes Geschäft, bis dann alles abgesegnet ist“, sagt Gelderblom. Die örtliche Vertretung des Vereins Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge helfe dabei mit den Formulierungen.

Doch mit dem Aufstellen dieser Tafeln ist die Arbeit nicht beendet, schließlich bedürfen sie regelmäßiger Pflege. Der Zahn der Zeit frisst an ihnen, der Stein bröckelt, Moos überzieht die Obelisken, Wasser dringt ein, Buchstaben verblassen. Bernhard Gelderblom muss schon hier und da einmal Bescheid geben, damit die Instandhaltung nicht leidet. „Dieses Jahr haben wir alle Tafeln erneuert; sie halten etwa zehn Jahre“, ergänzt er.

Im Landkreis Hameln-Pyrmont gibt es insgesamt knapp 60 Kriegerdenkmäler, in Hameln zehn (laut der Website geschichte-hameln.de), in Bad Pyrmont vier. Letztere befinden sich an der Schlossstraße, auf dem Kaiserplatz sowie im Ortsteil Hagen und Eichenborn, gibt Bad Pyrmonts Pressesprecherin Sabine Jösten Auskunft. Sie alle würden vom städtischen Bauhof gepflegt.

Die Instandhaltung dieser Denkmäler liegt vielen am Herzen. Auch wenn sie sich heute durch eine scheinbar natürliche Allgegenwärtigkeit in eine unsichtbare Selbstverständlichkeit zurückziehen. Doch wird ein Denkmal eliminiert, geht ein Stück Zeitgeschichte verloren und damit eine Chance, über Verirrungen der Politik und Weltgeschichte nachzudenken und daraus Lehren zu ziehen. „Wie wir Deutschen damals vom Ersten in den Zweiten Weltkrieg hineingestolpert sind – das darf nicht noch einmal sein“, stellt Bernhard Gelderblom klar. Man sollte schon Respekt vor den Menschen haben, die „damals anders gedacht haben als wir“, so seine Position. „Frieden ist ein unendlich hohes Gut“, betont er abschließend. Nun hätten wir in den vergangenen drei, vier Jahren erneut begonnen anders zu denken. War man im Westdeutschland noch der Ansicht, Kriege würde es bei oder mit uns nicht mehr geben und eine Bundeswehr wäre nicht mehr notwendig, so spricht die Entwicklung heute eine andere Sprache. Putins Angriffskrieg zum Beispiel führt uns jeden Tag vor Augen, wie schnell auch unser Frieden und eben auch unsere Freiheit attackiert oder im schlimmsten Fall zertrümmert werden könnte.