Hameln (jlg). Wenn ein Umweltminister – in diesem Fall der für Niedersachsen zuständige Christian Meyer – eine Sommerreise antritt, muss es sich nicht zwingend um einen Urlaub handeln. Auch hier nicht: Christian Meyer besuchte das Revier von Kreisjägermeister Jürgen Ziegler in Hameln und hatte gleich noch seine für das Bibermanagement zuständigen Mitarbeiter im Schlepptau, um einen Eindruck von neu vom Biber besiedelten Gebieten zu bekommen.
Das Ziel: ein Biberkonzept für Niedersachsen mit dem „bestmöglichen Ausgleich zwischen Artenschutz und Landnutzerinteressen“. Konflikte sollen so früh erkannt und entschärft werden. „Außerdem soll allen Betroffenen eine fachkompetente Beratung an die Seite gestellt werden“, so der Minister.
Biber, Baue, Burgen und Besichtigungen
Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Hameln unter der Leitung des Biologen Werner Beeke arbeitet erfolgreich mit den lokalen Verbänden beim Nachweis der zunehmenden Besiedlung der Weser, ihrer Nebenflüsse und einigen Baggerseen durch den Biber zusammen. Verbissspuren, der Bau von Biberburgen und Biberbauen werden durch Besichtigungen und durch Fotodokumente zusammengetragen. Ralf Schulte aus Haddessen ist als Biberbeauftragter für den Bereich der Stadt Hameln berufen worden. Seit drei Jahren ist der Biber auch in der Hamel nachweisbar vertreten.
Der Biber nutzt zurzeit den Wasserlauf der Hamel mit tiefer ausgespülten Kolken zur Fortbewegung und zur Anlage von Erdbauten, deren Einstiege unterhalb der Wasseroberfläche liegen. Die Uferböschung steigt er zur Nahrungsaufnahme hinauf. Bisher sind noch keine Biberdämme angelegt worden. Die frisch besiedelten Bereiche wie die Weser und ihre Nebenflüsse sind mit ausreichend tiefem Wasser zum Tauchen vorhanden. Durch die Territorialität des Bibers ist der Bau von Dämmen zu erwarten, wenn abgedrängte Jungbiber in flussaufwärts gelegene, flacher werdende Bäche abgedrängt werden, die einen weniger geeigneten Lebensraum bieten und durch den Dammbau optimiert werden müssen.
Der Besuch des Ministers beschränkte sich nicht nur auf die Besichtigung der Biberspuren, zugleich wurde der für die Stadt Hameln wichtiger Retentionsraum zur Zurückhaltung größerer Wassermengen besichtigt. Die Hamel bildet flussaufwärts des Stadtgebiets ein weites Rückhaltegebiet in der sie relativ naturbelassen mäandriert. Auf Vorschlag des Jagdpächters Jürgen Ziegler wurde vor dreißig Jahren eine mehrere Hektar große Ackerfläche aufgrund der starken Erosionsschäden bei Hochwasser wieder als Wiese und Weide umgenutzt. Als Sichtschutz pflanzten die Jäger gemeinsam mit den Landwirten eine Hegehecke. Die Pflanzaktion aus dem Jahr 1994 wurde auf einem Plakat der Landesjägerschaft abgebildet. Zur Dokumentation konnte dieses Plakat, vor der seit nunmehr 30 Jahren vorhandenen Hecke aufgestellt werden. Leider war dieses Plakat von Fremden entfernt worden und in einiger Entfernung in einem Graben entsorgt worden. Minister Meyer legte selbst Hand an, um es wieder aufzurichten. Die besondere ökologische Funktion dieses Strukturelementes in der Hamelaue in Verbindung mit dem natürlich vorhandenen Bewuchs wurde deutlich dargestellt.