Hameln-Pyrmont (mes/ey). Die Sommer werden heißer, die Temperaturen extremer. Kühlung verschafft vitales Grün, das Schatten wirft und Sauerstoff produziert. In Innenstädten, an Straßen, auf Spielplätzen … Die Kommunen sind gefordert, vor allem dort, wo enge Bebauung vorherrscht. Bad Pyrmont und Hameln erarbeiten Konzepte, beschäftigen mittlerweile Klimaanpassungsmanager – und sehen sich doch Grenzen ausgesetzt, weil Versorgungsleitungen und Rettungswege Vorrang haben. Nicht überall, wo es wünschenswert wäre, können Bäume gepflanzt werden. Im Vergleich steht Pyrmont schon besser da als Hameln.

Bisweilen freut man sich ja über minimale Kleinigkeiten. Ein Baum, ein einziger, gehört in Hameln dann schon dazu. Exakt einer wird in der gesamten Fußgängerzone neu gepflanzt! Ein Tropfen auf den heißen Steinen. Laut Stadtverwaltung ist mehr nicht drin, denn „wir müssen Rettungswege und Flächen für Veranstaltungen wie das Pflasterfest berücksichtigen, die zwingend freigehalten werden müssen“, sagt Pressesprecher Thomas Wahmes. Zudem ein Problem: Versorgungsleitungen, die fast überall im Untergrund lägen und die durch das Wurzelwerk beschädigt werden könnten. Es sei eine große Herausforderung, in der Fußgängerzone geeignete Standorte für Bäume zu finden.

Klimaanpassungsmanagerin seit einem Jahr im Amt

Dennoch arbeite man im Rathaus unter Federführung der seit 2023 im Amt stehenden Klimaanpassungsmanagerin Valerie Tschirpig an Maßnahmen, die im wahren Wortsinn ihre Schatten schon jetzt vorauswerfen und Kühle an heißen Tagen bringen sollen. Wahmes: „Auf dem Spielplatz an der Gertrudenstraße, ein stark durch Hitze betroffener Straßenraum, soll ein Baum gepflanzt werden. Am Friedrich-Maurer-Weg und auf dem Upnor-Gelände sind ebenfalls Pflanzungen geplant. Wir arbeiten im Rathaus zudem an Plänen für eine Sanierung der Kaiserstraße, wo insbesondere auch Baumpflanzungen berücksichtigt werden sollen.“ Weitere besonders hitzebelastete Verkehrswege sollen anhand der Daten aus dem Klimaanpassungskonzept, das Ende 2024 fertig sein soll, hinsichtlich einer möglichen Begrünung überprüft werden. Konkrete Projekte würden derzeit hausintern abgestimmt. Klar sei aber schon jetzt: „Hameln wird definitiv grüner!“

Bereits bei der Planung von Projekten würden Klimafolgen wie Hitze oder Starkregen berücksichtigt. Nachhaltige „Zukunftsanforderungen an Baugebiete“ würden laut Thomas Wahmes zugrundegelegt. Bedeutet: Schaffung von Gründächern, Fassadenbegrünung oder Festsetzungen zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Niederschlagswassers. Auch „blaue Maßnahmen“ spielten eine Rolle. Beispielsweise sollen weitere Trinkbrunnen auf öffentlichen Plätzen installiert werden.

Über 30 Grad Celsius sind ein Risiko

Hitze über 30 Grad Celsius ist eine große gesundheitliche Herausforderung. Umso wichtiger sind kühle Zufluchtsorte und Schatten spendende Ecken. In Bad Pyrmont, wo viele ältere Menschen leben, gibt es ein großes Angebot gegen die Hitze. „Wasser und Bäume – die perfekte Kombination“, fasst es Sabine Jösten vom Fachgebiet Zentrale Dienste zusammen.

Die Pressesprecherin der Kurstadt konkretisiert: „Dadurch, dass wir hier sehr viel Wasser haben, wird die Luft gut befeuchtet, wir haben die Quellsteine in der Fußgängerzone und den Wasserlauf in der Unteren Hauptallee.“ Für die perfekte Rast biete sich zudem die Hauptallee mit ihrer Restauration und den „Schattenplätzen ohne Ende“ an. Zahlreiche Bäume säumen die Flaniermeile entlang der Läden, Cafés, Restaurants Richtung Wandelhalle – „wie an allen Achsen: Fußgängerzone, Hauptallee, Tennishalle bis zum Schückingplatz“.

Am Hylligen Born besteht die Möglichkeit, Quellwasser zu trinken, es gibt gleich zwei Schwimmbäder, eine Kneipp-Anlage und Barfußparcours im Kurpark, jede Menge natürliche Begrünung durch den großen Baumbestand in der Stadt, aber auch im angrenzenden Wald. Überall stehen nach Sabine Jösten auch Sitzgelegenheiten zur Verfügung, sodass man sich ausruhen und von der Hitze Pause machen kann.

„Bad Pyrmont ist gut aufgestellt, aber man kann immer noch mehr machen“, sagt Jösten. So sei Thomas Rahne, Pyrmonts Klimaanpassungsmanager, derzeit dabei, weitere Angebote zu entwickeln. Zum Beispiel sei angedacht, Räume zur Verfügung zu stellen, wo Senioren Wasser bekommen können.