Hameln. Mitten in Hamelns Fußgängerzone ist zurzeit bisweilen nur schwer ein Durchkommen. Der Grund: Ein Fernsehteam dreht vor dem Museum Hameln an der Osterstraße für die ZDFneo-Horrorserie, die den Arbeitstitel „Hameln“ trägt. Neugierig bleiben die Menschen stehen, gucken, stehen im Weg rum und werden weggebeten. Vertreter der Hameln Marketing- und Tourismus GmbH sind mit am Set – für Hameln bietet sich mit dem Dreh eine tolle Gelegenheit, von sich reden zu machen.
Das Mikro hoch oben
fällt schon von Weitem auf
Das weit in die Luft gehaltene Mikro fällt schon von Weitem auf, die orange-weißen Pylone am Boden, die das Set absperren sollen, tun das weniger. Es ist schwer, an dieser Stelle an der Osterstraße ausreichend Abstand zum Dreh-Team zu halten. Vor allem einer ist zu hören: Lucas Breite. Er gehört zum Fernseh-Team, das bis zum 7. November in Hameln für „Hameln“ dreht, eine sechsteilige Serie soll es werden für ZDFneo, Genre: Horror.
Es ist zwar nicht das erste Mal, dass in Hameln fürs Fernsehen gedreht wird, etwas Besonderes ist es dennoch – und so hat Lucas Breite, der Set-Aufnahmeleiter, alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen immer wieder zu bitten, weiterzugehen. Oder nicht genau dort zu stehen. Und dort auch nicht. Und der Geldtransporter müsste bitte durchgelassen werden.
Das Team, das sich aus Mitarbeitenden der Produktionsfirmen Don‘t Panic Films und Realfilm sowie den Darstellerinnen und Darstellern zusammensetzt, besteht aus etwa 75 Frauen und Männern. Schon am Anfang der Woche war auf der blauen Brücke mit der vergoldeten Ratte am Werder gedreht worden, mittags und am Nachmittag spielte sich alles am und im Museum ab.
Die Szenerie besteht aus vollbepackten Rollwagen, Kameras, zig Menschen mit Kopfhörern auf oder im Ohr und einem Kabel am Kopf, mit Funkgeräten, alle stehen mit Blick in Richtung Michaelishof. „Achtung!“ Die erste Probe geht los. Drei Darsteller gehen durch den Michaelishof zur Tür des Museums und in das Museum hinein. Das war‘s, Dauer: maximal 20 Sekunden. Erledigt ist das Ganze damit aber doch noch nicht.
Die fast blinde Finja, Sam und der gehörlose Jannik – gespielt von Caroline Hartig, Jonathan E. Weiske und Constantin Keller – müssen noch mal ran. Und noch mal. Entweder geht ein Komparse durchs Bild, was er zu diesem Zeitpunkt nicht soll, oder eine Passantin, die mit dem Ganzen gar nichts zu tun hat, muss zu ihrem Fahrrad, das am Set steht, durchgelassen werden, was für Lacher am Set sorgt, oder es kommt eben der Geldtransporter, der freie Fahrt durch die Menge braucht. „Können Sie ganz kurz warten?“, bittet Lucas Breite eine telefonierende Frau, die vorbeigehen will. „Nee!“ lautet die Antwort.
Noch ein Anlauf – der vierte
oder fünfte schon …
Noch ein Anlauf. Viermal (oder waren es fünf?) wird dieselbe kurze Szene gedreht. „Rainer? O.k.?“ – „Ja!“ Rainer ist Rainer Matsutani, Regisseur und Autor der Serie, der bei jedem Dreh dabei ist. Er schätzt es, am Originalschauplatz der Rattenfänger-Sage zu drehen. Möglichst viele Außenaufnahmen würden in Hameln gedreht, weil es authentischer ist, in Köln, wo bereits gedreht wurde, und später in Berlin sind es dann vornehmlich Innenaufnahmen.
Ob die Serie „Hameln“, wenn sie fertig ist, auch für eher Zartbesaitete aushaltbar sein wird? „Also erst einmal: Es ist eine Gruselserie“, sagt Matsutani, „nichts Blutiges, nichts Slasher-Mäßiges kommt. Sie baut viel auf Stimmung.“