Was macht einen Song sexy? Die Instrumentierung? Die Lyrics? Die Tonlage der Gesangsstimme? Für jeden treffen wohl andere Faktoren zu. So individuell wir Menschen, wir Zuhörer sind, so einzigartig auch unser Geschmack. Mein Geschmack ist neulich hängen geblieben an „Nocturnal Me“ von Echo & The Bunnymen aus dem Jahre 1984. Schon allein der Anfang hat mich irgendwie angefixt. Diese ungewöhnlichen Instrumente, die in den ersten Sekunden erklingen, waren für die Zeit schon sehr speziell, vor allem für eine Post-Punk-Band.

„Whatever burns, burns eternally, so take me in turns internally“ – ja, sicher geht es hier um Leidenschaft und Sex, aber der Song baut auch ein unheimlich atmosphärisches Szenario auf. Führt man sich vor Augen, dass diese Nummer – genau wie der Großteil der Songs auf dem entsprechenden Album, „Ocean Rain“ – in einem kalten, unwirtlichen Landstrich Grönlands geschrieben wurde, bekommt man ein Gespür für das Theatralische, das die komplette Scheibe begleitet, quasi omnipräsent ist. Streicher und Sitar sind dabei wohl eher weniger typische Instrumente für die Kombo aus Liverpool.

Gefallen hat’s auch nicht jedem, erwartete man damals doch von dem Werk psychedelisch gefärbte New-Wave-Nummern. Das ist eben das Problem des Schubladendenkens. Aber, wie Sänger Ian McCulloch es einmal so schön ausdrückte: „Ich schreibe schlichtweg Songs, die sich gut anhören und eine hübsche Melodie haben. Wir möchten einfach etwas machen, das gut und atmosphärisch ist.“ „Nocturnal Me“ ist genau das. Also, nicht nur für alle Liebenden da draußen, gibt’s diesmal eine Prise sexy Experimentelles auf die Ohren.