Hameln-Pyrmont (mes). Seit Monaten leben wir mit gravierenden Einschnitten in unserer Freizeitgestaltung: Während große Konzerte und Partys weiterhin tabu sind, kann die Seele jetzt aber wieder Kunst und Kultur tanken – wenn auch in vielen Fällen eingeschränkt. Was aber nahezu fast wieder „normal“ läuft, das sind die Ausstellungen in unseren Museen. Unter Einhaltung der gültigen Abstands- und Hygieneregeln lässt sich wieder lustwandeln, schauen, staunen oder auch an einer Führung teilnehmen. Eine Entdeckungsreise in unsere Museen:

Neben der Dauerausstellung „Hameln – Die Stadt des Rattenfängers“ lockt derzeit auch eine ganz besondere Sonderausstellung ins Museum Hameln. Die Erzählung vom Rattenfänger von Hameln gilt als die bekannteste Sage des deutschsprachigen Raums. Welche Rolle spielt die Sage im Hameln der Gegenwart? Warum ist sie über Länder- und Kulturgrenzen hinweg beliebt? Und welche Botschaften stecken in ihr? Diesen und weiteren Fragen ist das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt „Pied Piper International“ nachgegangen. Eine Projektgruppe, bestehend aus Einwohnern der kulturell vielfältigen Stadtgesellschaft, setzte sich kreativ und individuell mit der Sage und ihren kulturübergreifenden Aspekten auseinander. Der Rattenfänger als Wahrzeichen der Stadt wurde zum verbindenden Element zwischen Hamelnern unterschiedlicher Herkunft. Als Ergebnis des Projekts präsentiert das Museum Hameln die Sonderausstellung „Pied Piper International. Auf den Wegen des Rattenfängers“. Fazit: lohnenswert! Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.

Mit Nagern beschäftigt sich derzeit auch das Museum im Schloss Bad Pyrmont. „Danke, Maus!“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung, die bis Ende Januar Fotografien von Heidi und Hans-Jürgen Koch zeigt. Museumsleiterin Melanie Mehring gibt einen kleinen Einblick: „Tiere sind das fotografische Lebensthema der beiden Künstler, doch sie richten ihren Blick bewusst auf das Abseitige, das Unerwartete. In unserer Ausstellung zollen sie der Labormaus Tribut.“ Keinem anderen Lebewesen schulde der Mensch so viel wie der Labormaus: Sie gebe ihr Leben für unser Leben. Und Heidi und Hans-Jürgen Koch, deren Arbeit vielfach ausgezeichnet wurde, betonen: „Letztlich handeln unsere Bilder von der Würde der Kreatur und dem Respekt vor ihr“. Fazit: tierisch gut! Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.

Moderne und farbenfrohe Drechselkunst mit Pointe erwartet den Gast in Bodenwerder. Im Münchhausen-Museum ist die Sonderausstellung „Phantasie lügt nie“ mit Szenerien von der Werkstatt von Fredo Kunze zu sehen. Darüber hinaus dreht sich natürlich alles um den Baron von Münchhausen. Erinnerungsstücke aus dessen persönlichem Besitz sowie Bilder und Dokumente zeichnen wichtige Stationen seines Lebensweges nach. Fazit: ungelogen einfach wundervoll! Öffnungszeiten: bis 31. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr.

Und dann gibt es in unserer Region noch die kleinen, feineren Museen, die nicht minder interessante Objekte präsentieren. Auf mächtige Traktoren und teilweise lange vergessene landwirtschaftliche Geräte stößt der Besucher zum Beispiel in Börry. Das Museum für Landtechnik und Landarbeit erzählt den Wandel vom personalreichen Bauernhof zum technischen Betrieb. Nicht nur Jungs werden große Augen machen in der ehemaligen „Grave-Scheune“. Hier befindet sich die Landmaschinenausstellung auf rund 800 Quadratmetern Fläche. Einblicke in die ländliche Hauswirtschaft werden ebenfalls gewährt – Zeugnisse der Vergangenheit stellen hier beispielsweise Waschzuber oder Eisschrank dar. Fazit: total abgefahren! Öffnungszeiten: bis 31. Oktober samstags von 14 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr.

Unter dem Motto „Wir treiben’s bunt!“ ist derzeit die BispArt-Ausstellung im Südflügel der Domänenburg Aerzen zu sehen. Die Künstler Elke Ballerstedt (Bisperode), Doris Becker (Hameln), Irina Habermann (Weibeck), Jutta Keilberg (Aerzen), Gerhard Kosin (Hameln), Brigitte Niemann (Coppenbrügge), Anja Sach (Hessisch Oldendorf), Swetlana Sudakow (Fischbeck) und Jutta Weidig (Aerzen) zeigen anhand ihrer jüngsten Werke, wie sie sich entwickelt haben. Ins Auge springen dabei die Popart-Bilder von Jutta Weidig. Bisher war man von der Aerzenerin großflächige abstrakte Malerei gewohnt. „Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren und das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, erzählt sie. Auch Doris Becker hat sich zusätzlich zur gewohnten Öl-Malerei an die Acryl-Fließtechnik gewagt – mit Erfolg, wie man in der Ausstellung sehen kann. Fazit: schillernd wie ein buntes Mosaik! Öffnungszeiten: bis zum 25. Oktober jeweils samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr.

Und dann gibt es da noch das Museum in der Burg Coppenbrügge. Hier haben sich Ute und Horst Wollenberg, Schwiegertochter und Schwiegervater, Gedanken über die Corona-Pandemie und ihre Auswirkung auf uns Menschen gemacht. Jeder hat auf seine Art versucht, dieses bildnerisch darzustellen: die Wiederentdeckung der Natur, der Heimat, die Besinnlichkeit, der Einklang, aber auch der Rückzug und die Einsamkeit. Fazit: inspirierend! Öffnungszeiten: donnerstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr.