Hameln (mes). Everything’s bigger in Texas – so lautet ein Sprichwort. Und ja, es gibt wahrlich sehr, sehr viel Großes in dem US-Bundesstaat, der knapp zweimal so groß ist wie Deutschland. Dazu zählt auch die Liebe der Einheimischen zu ihrem Zuhause. Moment…, nur die der Einheimischen? Nein, denn da gibt es ja auch Gaby Krensel. Die Liebe der Hamelnerin zum „Lonestar State“ ist sogar so groß, dass sie ihm ein ganzes Buch gewidmet hat. „Texas – Eine Liebeserklärung“ ist 2019 erschienen in der Edition Forsbach – „dem Verlag für Bücher mit Herz“. Und dieses Herz wird in nahezu jeder Zeile der 220 Seiten sichtbar.

Ich bin mit der ehemaligen Lehrerin am Weserufer verabredet und erkenne sie sofort an einer Handtasche im Texas-Style: rot-blau mit dem einen („lone“) Stern aufgenäht. Auch ihren „reiselustigen Ehemann“, wie sie ihn liebevoll in ihrem Buch bezeichnet, Erwin Krensel hat sie im Schlepptau – klar, ist er doch nicht ganz unschuldig an ihrem wahrgewordenen Texas-Traum. Schließlich war Erwin Krensel derjenige, der den Kontakt in diesen Bundesstaat im Süden der USA hatte – durch einen langjährigen amerikanischen Freund, den er Anfang der 70er-Jahre im Staat New York im Rahmen eines Sommer-Camps kennengelernt hatte.

1960 geboren, träumte Gaby Krensel schon früh vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch zum ersten Mal „rüber“ ging es erst im Dezember 1993. „Ein unglaublich großer Traum ging in Erfüllung“, schreibt sie in ihrem Buch. Und genau dort in Texas geschah es dann: Es stellte sich ein „Gefühl des Nachhausekommens“ ein. Und wie Gaby Krensel mir diese Emotion beschreibt, wie wir so locker plaudernd mit Kaltgetränk (und leider jeder Menge Wespen) am Fluss sitzen, kann ich ihren Enthusiasmus exakt nachvollziehen. Nicht nur, weil sie ihr Herz auf der Zunge trägt, sondern weil es auch mir so geht, reise doch auch ich regelmäßig in die USA, weil mich dort ein Gefühl des Zuhauses willkommen heißt. Jedes Mal. Nicht nur in Texas. Für mich ist es kein Fern-, sondern Heimweh, das ich empfinde, wenn ich an die Staaten denke.

Und so haben sich zwei „Ami-Fans“ in Hameln gefunden, die in dieser Corona-Zeit ihr „gelobtes Land“ so sehr vermissen. Sicherlich gibt es noch mehr Menschen wie uns, die die Sehnsucht in die Ferne zieht. Nun, da es derzeit nicht möglich ist, die Koffer zu packen und sich in den Flieger über den Großen Teich zu schwingen, finden wir Trost in unseren Gesprächen, teilen Erinnerungen und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit Texas und den USA im Allgemeinen.

Wer wenigstens in Gedanken reisen möchte, dem sei Gaby Krensels Buch wärmstens empfohlen. Hier besucht der Leser Städte wie Dallas, Fort Worth, Austin, taucht ein in die Wildnis der Nationalparks, badet an der Golfküste, lernt die Begeisterung der Texaner für Football und Rodeo kennen und legt natürlich auch einen Stopp in Waco bei Chip und Jo ein (das liebevolle Ehepaar Gaines, das jedem bekannt ist, der die Einrichtungsserie „Fixer Upper“ verfolgt hat, die es auch ins deutsche Fernsehen geschafft hat). Es werden Barbecue-Leckereien genossen, typische Musikstile erforscht, die Kunstszene nahegebracht. 220 Seiten sind gespickt mit Insider-Infos und Erlebnissen mit Landsleuten.

Kurzum: Dieses Buch macht Lust und Laune – und auch, wenn das Reisen in weitere Ferne gerückt zu sein scheint, so ertappe ich mich doch dabei, schon wieder Pläne zu schmieden, Orte auf meine Wunschliste zu setzen, die ich noch oder wieder besuchen möchte. Vielleicht hilft das Werk auch ein wenig zur „Überbrückung“ der Nicht-Reise-Zeit, auch wenn es mir schon wieder in den Fingern kribbelt.

Zufälle gibt’s nicht – jedenfalls nicht für mich. Nicht nur das Buch „Texas – Eine Liebeserklärung“ hat mich gefunden, sondern mit ihm auch zwei wundervolle Menschen, die meine USA-Leidenschaft teilen: Gaby und Erwin Krensel.