Von Meike Schaper

Es ist vermutlich der heißeste Tag des Jahres: 37 Grad im Schatten, in der Sonne gefühlte 58… Nur die Aussicht auf ein kühles Eis lässt mich die letzten Minuten bis zum Feierabend durchstehen. Vor meinem inneren Auge türmen sie sich schon, die wohlschmeckenden, liebreizenden Kugeln in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, die der knusprigen Waffel den perfekten Rahmen bieten.

Die letzten Sekunden ticken runter – endlich, geschafft! PC runterfahren, ins Auto springen, Gas und ab zur Eisdiele! Meine Vorfreude ist kaum noch zu ertragen – die lang ersehnte Wohltat zum Greifen nah! Am Steuer eine Stimme: „Heute geht’s zu meiner Lieblingseisdiele!“ Ja, okay, mir egal, Hauptdache EIS und EISKALT! Nach einigen Minuten ist das rettende Ufer in Form einer überlebensgroßen Eistüte am Straßenrand auszumachen. Je näher wir kommen, desto unwirklicher wird allerdings die Aussicht: Warum stehen keine Menschen Schlange? Und warum sind die Fenster da so dunkel? Hängt da ein Zettel in der Tür? Ja. Und er vermeldet nichts Gutes: Dienstag Ruhetag. Bitte, was?!? Es sind fast (flucht) 40 Grad und der Laden hat zu? Lässt seine Kunden im Regen, äh… in sengender Hitze stehen? Egal, was das Thermometer sagt? Dienstag ist Ruhetag – so einfach! Unfassbar!

Mein Herz sinkt, ich falle zurück in den Beifahrersitz. Und jetzt? Fahren wir eben einen Ort weiter – pö! Wieder nähert sich meinem Blickfeld eine verheißungsvolle Eistüte in Riesenform. Und wieder: keine Menschen, kein Licht, ein Zettel in der Tür… Ist das eine Verschwörung? Ja, ich bin noch zu meinem Eis gekommen, aber der Weg dahin war noch einen Ort weiter und kein leichter. Für niemanden.