Weserbergland (ey). Der erste Sonntag im Oktober ist Erntedank. Dahinter steckt, so hat es den Anschein, plötzlich (wieder) mehr Bewusstsein. Mussten sich die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten kaum über die Versorgung in Supermärkten, auf Wochenmärkten oder beim Bäcker Gedanken machen, hat sich die Situation seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine und mit dem Dürresommer 2022 für viele geändert. Von zu wenig Weizen war die Rede, von nur durchschnittlichen Erträgen und davon, dass die Preise für Obst und Gemüse hoch sind. Die Folge: Das Interesse am eigenen Nutzgarten steigt.

Dass die Zahl derer, die Kohl, Kartoffeln und mehr anbauen, wächst, ist schwer belegbar. In der Tat kann die Not noch nicht groß genug sein, solange Äpfel und andere Früchte ungeerntet zu Boden fallen, nicht nur in privaten Gärten, sondern auch an Straßenrändern. Einer Umfrage zufolge wollen 65 Prozent gerne Gemüse und Kräuter selbst anbauen, aber wollen heißt nicht automatisch, dass sie das auch tun. Obgleich sich also in vielen Meinungen zu manifestieren scheint, dass es gut wäre, in Zukunft weniger umkommen zu lassen, ist sicher: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.

Die Erntezeit ist jedenfalls in vollem Gang. Äpfel und Birnen werden gepflückt, und es dauert nicht mehr lange, bis Walnüsse zu Boden fallen, die man sammeln und trocknen oder geknackt auch einfrieren kann, um ihren hohen Vitamin-C-Gehalt zu bewahren. Auch Gemüse wird „eingeholt“, Rüben, Knollenfenchel, Chinakohl. Es mangelt sicher nicht an Interesse daran, das zeigen ja auch die Feste. Während in Börry das große Erntefest im Museum für Landarbeit und Landtechnik gerade mit Hunderten Besuchern gefeiert wurde, lädt die Dorfgemeinschaft Welsede (Hessisch Oldendorf) für nächsten Montag, 3. Oktober, zum Apfelkuchenfest in der Scheune Im Hofwinkel ein. Ländliche Kultur – Lebenskultur, die aufflammt nach Zwangspausen durch Corona. Vor der Pandemie fanden mehr Erntefeste in den Dörfern der Region statt; Landjugend, Landfrauen, Landvolk arbeiteten dafür Hand in Hand. Das tun sie heute noch, aber die Tradition hat ohne Zweifel gelitten.

Hier und dort wird schon noch gefeiert; die Zeiten zeigen allen, wie wichtig das ist. Vielleicht wichtiger, als wir glauben. Es ist an der Zeit, dass wir Menschen uns mehr bewusst machen, dass hinter dem Erntedank – in welcher Form auch immer: ob im kleinen, eigenen Garten oder bei einem gemeinsamen Fest – etwas sehr Wichtiges steht: Leben und Lebensmittel!
Überdies wird der Erntedank immer auch mit Unterhaltung verbunden. Recht so! Hameln und Bad Pyrmont machen das nach Coronapause in diesem Jahr endlich wieder möglich:

  • Hamelner Herbstmarkt: Samstag, 1. Oktober, bis Montag, 3. Oktober, jeweils 11 bis 18 Uhr
  • Herbst- und Bauernmarkt in Bad Pyrmont: Samstag, 29., und Sonntag, 30. Oktober, jeweils 10 bis 20 Uhr

Möhren mit Nasen. Kartoffeln in Herzform. Birnen, die aussehen, wie der Hut von Harry Potter – HALLO ist auf der Suche nach komischen Früchten. Wenn Sie, liebe Leser, welche geerntet oder gekauft haben, dann senden Sie uns ein Foto an redaktion@wrw-hameln.de mit dem Hinweis „Komische Frucht“. Vergessen Sie nicht, Ihren Namen und Adresse mit anzugeben. Erstellen Sie mit uns die „Galerie der seltsamen Früchte“!