Bisperode (ist). In einer Nacht- und Nebelaktion hat der Festausschuss 1000 Jahre Bisperode zwei von sieben Feldahornbäumen in der Gemarkung umgepflanzt. Ausgegraben auf dem örtlichen Festplatz, um Platz für ein Festzelt zur Jubiläumsfeier im Sommer zu schaffen. Wiedereingesetzt einige hundert Meter den Windmühlenweg hinauf am Flugplatz. Beides unsachgemäß und gegen ausdrückliche Ablehnung der Verwaltung. Verärgerung und Aufregung sind nicht nur unter Naturschützern groß.
„Das ist ein Unding!“, wettert Hans Wannemacher und stampft an den „Tatorten“ die aufgewühlte Erde fest. „Mit dem Trecker alles kaputtgefahren, mit der Grabeschaufel ein viel zu kleines Loch gebuddelt, Wurzeln und Rinde verletzt, Baum hier rausgerissen, dort reingestopft, fertig und weg. Das überlebt kein Feldahorn. Sachgemäß ist was anderes.“ Der 86-jährige Bisperoder ist seit 30 Jahren überzeugtes Mitglied im BUND, als solcher Experte mit glücklicher Hand und Herz für alles, was Flora und Fauna betrifft. Die beiden Feldahornbäume waren 2015 als Ausgleichspflanzung für Windräder von der Kommune auf dem Festplatz eingesetzt worden. „Und wie bitteschön reagiert die jetzt darauf?“, fragt Wannemacher.

Eine Frage, mit der sich auch Günter Blötz, Kreisvorsitzender des Nabu Hameln-Pyrmont, an das Rathaus wendet: „Wer verpflanzt Ende März und über Nacht nach extrem trockenen Wochen halbstarke Bäume mit einem Stammdurchmesser von zirka 15 Zentimeter und entsprechend großem Wurzelballen? Ein Totalschaden für die Bäume, zumal durch das Herausreißen größere Flächen der Rinde verletzt wurden, die nicht mehr überwallen werden.“ Blötz spricht von „Baumfrevel“. Er frage als Steuerzahler, wer für den Schaden von geschätzt insgesamt mindestens 5000 Euro aufkommen werde. Und wie mit derart dreister Zuwiderhandlung gegen eine seitens der Verwaltung abgelehnte Maßnahme umgegangen werde. Da sei Anzeige doch wohl alternativlos? Der Hinweis auf die Nacht- und Nebelaktion sei tags darauf ohne weitere Namensnennung telefonisch aus der direkten Bisperoder Nachbarschaft im Rathaus eingegangen, heißt es dort.

„Ein Umpflanzen der Bäume
war nicht mehr möglich“

„Dem Festkomitee war vor geraumer Zeit mitgeteilt worden, dass ein Umpflanzen der Bäume nicht mehr möglich sei, da diese als Ersatzpflanzungen für Windenergieanlagen durch den Landkreis Hameln-Pyrmont gelistet wurden“, teilt Bürgermeister Hans-Ulrich Peschka mit. Die Nacht- und Nebelaktion habe dementsprechend auch im Amt für Erstaunen und Verwunderung gesorgt.

„Im Normalfall hätten wir Anzeige erstattet“, so Peschka. „Aber wir haben uns wiederholt mit Ortsbürgermeister Manfred Sohns und dem Festausschuss über die Aktion ausgetauscht.“ Das Ergebnis: Es habe im Festausschuss wohl Kommunikationsprobleme über die Ablehnung der Umpflanzung seitens der Verwaltung gegeben. „Auf jeden Fall haben die Verursacher ihr außerordentliches Bedauern für die Aktion ausgesprochen und ihre Bereitschaft erklärt, für den Schaden aufzukommen.“ Warum also mit Kanonen auf Spatzen schießen, meint der Rathauschef.

Sein Fazit: „Wir haben uns darüber verständigt, dass, wenn die Bäume nicht am neuen Standort angehen, es zu einer entsprechenden Ersatzpflanzung in der jetzigen Größe zu Lasten der Verursacher kommt.“ Darüber hinaus sollen auch nach Anwachsen zwei kleinere, zusätzliche Bäume als Ausgleich gepflanzt werden – in gemeinsamer Absprache mit Günter Blötz, als Vertreter des Nabu. Vielleicht habe es nicht nur aus ökologischer Sicht mehr Sinn, die Bäume eher in die Feldflur als auf den Festplatz zu pflanzen. Was Ortsbürgermeister Manfred Sohns bereits 2015 befremdlich fand und heute wieder befürwortet: „Dass diese freie Fläche für Dorffeste mit großen Festzelten unbedingt benötigt wird, war 2015 bekannt und das ist bis heute so geblieben. Wir werden uns um bestmögliche Wachstumsbedingungen der verpflanzten Bäume kümmern.“ Der Festausschuss verweist auf die „klärenden Gespräche zur bedauerlichen Verpflanzung der Ahornbäume“ mit der Verwaltung und die Stellungnahme des Ortsbürgermeisters.