Hameln (sar). Paukenschlag bei Vorwerk Flooring in Hameln: Nach Informationen unserer Zeitung schwebt über dem Produktionsstandort an der Kuhlmannstraße das Damoklesschwert eines erheblichen Stellenabbaus. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll etwa knapp die Hälfte der rund 350 Arbeitsplätze gestrichen werden! Eine Betriebsversammlung hat bereits stattgefunden; zurzeit wird, so ist aus den Vorwerk-Reihen durchgesickert, mit betroffenen Mitarbeitern über Abfindungen verhandelt.

Offiziell bestätigt wird dies nicht. Betriebsratsvorsitzender Stephan Gerloff will sich zu der momentanen Lage des Hamelner Werkes nicht äußern. Auch aus der Hamelner Geschäftsführungsebene kein Wort. Wie es heißt, befinde sich Kirstine Seitzberg, President und CEO Vorwerk Flooring, zurzeit in Urlaub. Auf HALLO-Anfrage weist auch die Konzernleitung in Wuppertal auf laufende Verhandlungen hin. „Mögliche Ergebnisse aus diesen Gesprächen werden zuerst intern kommuniziert. Wir bitten um Verständnis, dass wir Spekulationen, die es dazu gibt, nicht weiter kommentieren“, macht Pressesprecher Michael Weber deutlich.

Teppich-Geschäft passt nicht in die Strategie

Nur so viel: Das Teppichgeschäft sei nicht mehr zentraler Bestandteil der Wachstumsstrategie der Vorwerk-Gruppe. Es stelle im Gesamtumsatz des Unternehmens nur noch einen einstelligen Prozentbereich dar. „Darüber hinaus ist auch die Covid-19-Pandemie nicht spurlos an der Fabrik in Hameln vorübergegangen. Insbesondere im Bereich der Hotellerie sowie bei Bürobauten sind die Teppichwerke von Stornierungen betroffen“, sagt Michael Weber. In diesem Zusammenhang werde nun über die zukünftige Aufstellung von Vorwerk Flooring beraten, strukturelle Anpassungen werden überprüft. „Hierzu finden aktuell Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern statt.“ Die Vorwerk-Gruppe richte sich strategisch neu aus und setze den Fokus auf elektronische Haushaltsgeräte.

Erst vor knapp eineinhalb Jahren, Ende Februar 2019, gab es im Vorwerk-Teppichwerk in Hameln einen Stellenabbau. Die genaue Zahl wollte die Unternehmensleitung zu dieser Zeit nicht nennen. Nach unbestätigten Informationen sollen 33 Stellen abgebaut worden sein. Begründet wurde diese Maßnahme mit der Digitalisierung von Arbeitsprozessen. Der Vorwerk-Standort Hameln „stehe nicht zur Disposition“, lautete damals ein Statement der Konzernleitung.

Das Vorwerk-Teppichwerk in Hameln kann zweifelsohne als Traditionsunternehmen bezeichnet werden, das eine jahrzehntelange, positive Entwicklung vorweisen kann. Das 1883 gegründete Hauptunternehmen mit Sitz in Wuppertal hatte nach dem Produktionsstandort in Gehrden bei Hannover (1956 bis 1985) auch im Weserbergland investiert. 1968 wurden die damaligen OKA-Teppichwerke in Hameln erworben. Dieser Standort ist heute der einzige innerhalb des Konzerns, an dem unter dem Namen „Vorwerk Flooring“ Teppichwaren produziert werden. Durch den Aufbau der Hamelner Produktion boten sich damals neue Möglichkeiten. Neben Teppichen und Teppichböden für Wohnungen konnten auch textile Bodenbeläge für große Flächen und Objekte, Büros und Hotels hergestellt werden. Im Jahr 2008 wurde das 125-jährige Bestehen des Konzerns gefeiert. Zeitgleich erweiterte Vorwerk sein Sortiment um innovative Teppichleichtfliesen.

Durch sein Know-how und die hohe Produktqualität machte sich die Firma im Bereich der Auftragsfertigung einen Namen. Events wie „Goldene Kamera“ oder renommierte Projekte wie die Spiegel-Kantine, die Vorstandsetage der Deutschen Bank oder alle damaligen neuen ICE-Hochgeschwindigkeitszüge wurden von Vorwerk ausgestattet.