Von Jens F. Meyer

Draußen steht ein Lkw mit der Aufschrift „Sinalco“. Ich wusste nicht, dass es Sinalco noch gibt. Habe ich Jahrhunderte nicht getrunken. Außerdem fühlte ich mich ohnehin eher Bluna zugetan. Gibt’s die noch?

Ich will nicht den Eindruck eines Altmännergefasels erwecken, aber die Werbung dieser und anderer Erzeugnisse hat in den Siebziger- bis Neunzigerjahren noch richtig gefunkt. Ich meine: Heute wird im TV-Spot für ein Auto geworben, das nicht gezeigt wird. Was wir Zuschauer sehen, ist ein Kotflügel, ein Blinkerhebel und ein junges Paar, das annähernd debil lächelnd auf einem Bildschirm herumtippt. Zum Schluss ein Slogan: „Der neue … Schlumus wumba – E-Mobilität neu definiert.“ Früher knödelten die einschlägigen Klassiker wie Ente, R4, Golf und so einfach um die Ecke, der Kofferraum wurde gezeigt, das Gestühl, und das Wichtigste: Der Preis wurde auch genannt. Fand ich irgendwie besser.

Das HB-Männchen ging in die Luft, die Yogurette wurde uns als schlank machende Schokolade mit Vitaminen nahegelegt, und wenn die Trulla Tante Tilly zu ihrer Kundin „Sie baden gerade ihre Hände drin“ sagte, wussten wir, dass sie Spülmittel meinte. Die Kundin wusste es nicht und war geschockt. Tausendmal und öfter war sie das. Lief jahrelang. Ein Quotenrenner, einer mit gewaltiger Wirkung: Ich kenne noch heute den Produktnamen. Ich weiß auch, wie Waschmaschinen länger leben. Ich habe sogar den Song im Ohr und könnte singen wie damals der Chor, der sich anhörte wie glückliche Hausfrauen, die heute Männer sein müssten, sonst gäb‘s Ärger. „Waschmaschinen leben länger mit Calgoooon!“ Die Einfachheit der Reklame war produktbezogen prima. Bei „Werther‘s Echte“ hat uns Opa einfach einen vorgelutscht, und schon sind wir am nächsten Tag losgezogen und haben ’ne Tüte gekauft. Ach, schön war‘s.