Leck mich doch am Arsch, Corona: AC/DC haut neue Riffs raus, bläst zum Angriff mit dem Album „Power up“ und donnert mit „Shot in the dark“ wie Gewitter aus der Flinte, bis die Wolken Feuer fangen und Covid-19 einpacken kann. Kam gerade rechtzeitig, bevor meine verlumpten Lauscher abfaulen, weil dösige Deutschpopphilosophen mit flusigem Geflöte in einer Art Never-Ending-Rotation kryptische Weisheiten verbreiten, die zum Jaulen langweilig sind. Ich könnte vor Wut aus der Hose springen, weil ich diesen Weicheiern nicht entkommen kann. Radiostationen, Fahrstühle, Kaufhäuser, Wartezimmer in Arztpraxen – ey, da müsste Musik sein! Ist aber nicht, sondern nur schlabbriges Nullsummenspiel pandemischen Ausmaßes. Welcher verstrahlte Produzent läuft jubelnd aus dem Studio und schreit vor Glück zum Silbermond hinauf, wie wundervoll das lasche Zeugs ist, das dann aber tatsächlich auch noch ein Hit wird. Was stimmt denn nicht in diesem Land?

Bedingungsloser Verzicht auf Endzeit-Poesie

Bono, der Tölter, und seine U2-Gurken haben auch immer noch nicht gefunden, wonach sie suchen. They still haven’t found und der Rest ist bekannt. Da lobe ich mir die Chuzpe von AC/DC, bedingungslos auf Endzeit-Poesie und Seelenpanoramen zu verzichten, um lieber selbst das Antidepressivum zu sein. Mensch, ich krieg‘ Entenpelle, wenn ich Brian Johnson sehe, wie er sich wieder seine Schiebermütze in die Stirn drückt und im Zentrum der Band herumgockelt. Madame Allano, in deren Chambre d’hôte ich nur ein paar Möwenkrächzer vom bretonischen Atlantikstrand entfernt erstmals Johnsons automobile Autobiografie gelesen habe, wird sich sicher an meine Frau und mich erinnern. Was hatten wir für einen Spaß mit diesem Werk, einer Bibel des Banalen! Krachbummehrlich – so wie die Musik von AC/DC. Und jetzt haben wir ihn wieder, den Spaß. Die Freude. Das Feuer der Rock’n’Roll-Verbündeten, deren Seele von einer fetten Portion Blues durchstoßen wird, weshalb sie gottlob nie zum Heavy Metal avancierten, sondern reinsten Hardrockwassers geblieben sind, das auch durch ein paar sehr einfache Nümmerchen auf ihren Alben nicht getrübt wird.

Zurück im Licht sind sie. Wie ein Schuss aus der Dunkelheit gekommen, um der modernen Musikwelt mit ihrem unterkühlten Designercharme die Murmel zu tackern. Der Sound von Angus Youngs Stratocaster fällt schneidend wie eine Guillotine und teilt die Stille vom Sturm. Jetzt rennt er los, der Wolf in ihrem Innersten: Fünf Typen, alle mit dünnem Haar, Falten im Gesicht und Narben in der Seele, aber sie spielen heißblütig wie frische, freche Früchtchen; die Freiheit bricht sich Bahn im klassischen Groove. Eine Freiheit, die auch wir Hörenden gerne in die Tat umsetzen würden, doch da ist dieses Virus, das uns in Ketten legt. Mir kommt es vor, als ob AC/DC mir mit „Shot in the dark“ – sicher nicht ihrem besten Song, aber einem Song zum besten Zeitpunkt – die Atemwege freibläst. Das Teil wird nicht die ganze Welt retten. Aber meine. So wandere ich in keinem finsteren Tal, sondern stimme fröhlich mit ein:

A shot in the dark
Make you feel alright
A shot in the dark
All through the whole night
A shot in the dark
Yeah, electric sparks
A shot in the dark
Beats a walk in the park, yeah.

Ich höre schon die Glocken läuten, Leute! Hells Bells. Weihnachten wird gut! Und nächste Woche gibt’s in der HALLO-Hi(t)Story auch wieder einen Klassiker, wie das normalerweise so ist, versprochen. Der hier muss ja erst noch einer werden.