Der heutige Song geht raus an alle, die gerade angefangen haben Gitarre zu lernen – und an meinen Mentor Udo! Denn ohne ihn würde ich immer noch rumjammern, dass ich so gern Gitarre spielen würde, nur niemanden hab, der es mir beibringt. Und auf einen vhs- oder Musikschulkurs hatte ich keine Lust, wollte ich doch nicht mit deutschem Liedgut à la „Alle meine Entchen beginnen“, sondern gleich einen auf Rock’n’Roll machen! Aber da hatte ich (und habe immer noch!) einen Kollegen, der quasi ein Selfmade-Musiker ist, selbst auch eine (Hobby-)Band hat und sein Wissen gern teilt.

Udo war es also, der mich vor 14 Jahren unter seine Fittiche nahm, mir einmal die Woche nach Feierabend die ersten Gitarrengriffe zeigte. Und jetzt kommt, was alle Anfänger lieben werden: Mit schon zwei oder drei Akkorden kann man R’n’R-Nummern spielen! Ich begann damals mit „Lady in Black“ – dazu genügten die Griffe e-Moll und D-Dur. Wie geil ist das denn? Woche um Woche steigerte ich mich – und als ich schließlich fünf Akkorde beherrschte, durfte ich mich an „City of New Orleans“ von US-Folksänger Steve Goodman machen. Die Melodie dürfte wohl jedem bekannt sein, hat sich doch Rudi Carrell ihrer für sein Lied „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ bedient…

Das Original hat aber viel mehr Atmosphäre: „Good morning, America, how are you?“ – eine Frage, die ich meinem Lieblingsurlaubsland fast jeden Tag stelle. Was machst du ohne mich? Vermisst du mich genauso wie ich dich? In dem Goodman-Song geht es selbstverständlich um eine ganz andere Thematik: Der Protestsong aus dem Jahr 1971 beschreibt eine Fahrt mit dem Zug „City of New Orleans“, der zu jener Zeit, betrieben von der Illinois Central Railroad, für die einfache Bevölkerung aus New Orleans und den Südstaaten die preisgünstigste Reisemöglichkeit in den reichen Norden um Chicago gewesen war. Dieses Angebot stand vor dem Aus, zwei Drittel der amerikanischen Fernzüge sollten stillgelegt werden, nachdem die Regierung Nixon die privaten Bahngesellschaften aus der Betriebspflicht für die Personenzüge entlassen hatte. Die neu gegründete staatliche Personen-Bahngesellschaft Amtrak strich auch den „City of New Orleans“.
Daher also Goodmans Anklage:

„Guten Morgen, Amerika, wie geht’s dir
Kennst du mich nicht, ich bin dein eigener Sohn,
Ich bin der Zug, den man ‚City of New Orleans‘ nennt“

und zum Schluss:

„Dieser Zug hat den Blues der verschwindenden Eisenbahn.“

Ganz schön traurig. Dabei ist die Komposition gar nicht so düster klingend – und es macht einfach Spaß die Nummer auf Gitarre zu schrammeln, ohne gleich Trübsal ob des Textes zu blasen.
Also, Guitar-Heroes, traut euch ran, an C-Dur, G-Dur, F-Dur, a-Moll und G7! Übrigens: Steve Goodmans Einspielung gelangte nicht in die Hot 100, wohl aber die von Arlo Guthrie. Sie erreichte 1972 Platz 18 in den US-Charts!