Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, wenn ich vor Rührung durch einen Film aus Tränen auf das Kino des bittersüßen Lebens blicke? Die französische Band Doolin’ vermag den Zauber in meinem Innersten mit manchem Song zu entflammen; ihr neuestes Stück, mit rosenduftender Melancholie durchsetzt, weht auf leichten Schwingen zum Südstrand meiner Seele, und wo diese dreieinhalbminütige Reise sich ihrem Ende neigt, schimmert Salz auf meinen Wangen.

Einfach fantastisch, diese Jungs aus Frankreich, die den Irish Folk mit klassischen Instrumenten wie Tin whistle, Fiddle und Bodhrán (Rahmentrommel) nicht mechanisch dahinknödeln, sondern ihn mit filigranem Spiel und durchdachten Arrangements auf eine höhere Ebene hieven, die sie laut Michael Quinn zur besten Celtic-Gruppe im Trikoloreland macht. Ich kenne den Typen nicht, aber er hat auch nur halb recht. Ich finde, es ist die beste der Welt!

Man mag mir Fan-Gefasel unterstellen, aber Leute, so höret: Der Zufall wollte es, dass ich Doolin’ in der bretonischen Küstenmetropole Lorient bei einem Spontan-Konzert vor dem Café Pam-Pam gewissermaßen in die Saiten lief, und ringsherum fing das Leben fröhlich Feuer. Seither: ultraverzückt vom prickelnden Sound zwischen Celtic Folk und Pop – als badete ich in Champagner, und nun wieder: „Circus boy“ als Pétillant, der der Apéritif für ein neues Album sein dürfte. Schlabberschlabber, her damit!

Das Geheimnis ihrer Ausdruckskraft ist womöglich, dass Jacob Fournel, Nicolas Besse und die Ihren gar kein Geheimnis hüten – dass sie folglich nicht krampfhaft versuchen, völlig verfolkt oder musicool zu sein. Elemente modernen Pops vertäuen sie mit typisch keltischen Sounds in einem superben Zusammenspiel, das wie ein Feuerwerk schillert, schimmert, Funken sprüht allein aus Leidenschaft geboren. Traditionals fangen an zu glühen, und die eigens geschriebenen Songs tauchen wie Sterne am Firmament populärer Musik auf. „Circus Boy“ ist jetzt auch in der Umlaufbahn, funkelt ebenso hell wie Doolin’s „Chanson pour John“ oder ihr atlantiktobendes Remake von Bob Dylans „Ballad of Hollis Brown“. Formidabel!