Wow, was hat der Paul für einen Spaß am Big-Band-Sound: Carrack‘sches Vokalgold meets Bombast-Beat! Sir Soul aus good old England fand mit der SWR Big Band schon vor Jahren german brothers im Geiste, und also passierte Herausragendes: „How long“, dauerfunkelnder Poprubin aus 1974, den Carrack später fürs 1995er Soloalbum „Blue Views“ filigran veredelte, ohne der Seele zu schaden, bläht sich von elegant zurückhaltender Soulfinesse zum feudalen Orchestersturm.

Ein Krone tragendes Stück wird erneut geadelt

Ein ohnehin schon Krone tragendes Stück populärer Musikkultur wird folglich erneut geadelt, was ohne jeden Zweifel der Chuzpe der mit fünf Grammy-Nominierungen und zahlreichen Preisen bedachten Soundhelden aus Mainz zu tun hat, die sich hier um Musical Director Klaus Wagenleiter scharen. Und da ist eben außerdem „How long“-Urheber Carrack. Diese silbermondklare Stimme, dieses Feeling für Spannung und Entspannung, ich werde verrückt, der Kerl macht mich fix und alle und glücklich.

Jedenfalls: Es hat ja Gründe, weshalb ich diesen Burschen schon zum vierten Mal in die Hitstory hieve. Ace, Mike & The Mechanics, zahlreiche Soloscheiben, Uptempo und Balladen so schimmernd wie Schnee am Heiligen Abend – es gefällt mir irre gut, wie er lässig zwischen Soul, Jazz und Pop jongliert, dabei aber nie an Ausdruckskraft verliert und seinen ureigenen Carrack-Style erschaffen hat. Müsste mich mal bewerben bei ihm. Irgendwer muss seine Biografie endlich schreiben.

Hier, im Zusammenspiel mit Big Band und Strings, fließen all seine musikalischen Erfahrungen mit ein. Decebal Badila lässt den Standbass blubbern wie einen Chevy-Zwölfzylinder, Trompeten und Posaunenzauber gravieren den Teint des Arrangements mit fröhlichem Lachen, die Saxofone verleihen ihm sommerliche Wärme auch bei zehn Grad minus in dunklen Wintertagen, und dann ist da noch das Schlagzeug, dessen ultimative Power spürbar ist auch in den leisen Momenten. In all diese Höhen und Tiefen voller wunderbarer Momente streuselt Paul seine Zeilen und Emotionen wie Goldstaub, der aus heiterem Himmel auf uns Hörende niederschwebt.

Von barfuß auf Lackschuh poliert: Nicht nur „How long“, Carracks allererster eigens geschriebener Song, kriegt auf dem Album „Another Side Of Paul Carrack“ ’ne fette sinatra’sche Prise. Und das nächste Feuer zwischen ihm und der SWR-Garde ist längst entfacht: Ende Januar erscheint „Don‘t Wait Too Long“. Mache ich nicht. Habe ich schon bestellt.