Heureka, yippie und yeah – es gibt tatsächlich noch neue Alben, die von der ersten Sekunde bis zum letzten Ton in ihrer Großartigkeit alles Schöne dieser Welt vereinen, mitreißend leuchten bis ins tiefste Innere! Habe schon nicht mehr daran geglaubt, bis Keb’ Mo’, US-Bluestitan und hierzulande viel zu selten beachtet, mit seiner 2022er Scheibe „Good to be…“ meine Muscheln durchrauschte.

Dreizehn Songs, in denen sich die Leichtigkeit von Zitronenverbenetee mit gehaltvollen Rotweinmomenten mischen, die zu Herzen gehen. Dreizehn Songs, die Keb’ Mo’ als aufrichtig gereiften Musiker zeigen, der die Grenzen zwischen Blues, Western und Pop spielerisch verwischt. Großartiger Mann, und Mann, ja, ich hätte das hymnische „Louder“, den ironiedurchtränkten Anticoronasong „The Medicine Man“ oder die sonnendurchflutete Countrynummer „Good strong woman“ hier nun wählen können, ich tat es nicht. Ich bleibe immer hängen am „’62 Chevy“, diesem Mo’ischen Straßenkreuzer, mit dem er den Highway der Liebe in einer solchen Würde und Gelassenheit entlangcruist, dass mir ganz warm ums Herz wird.

Es ist die Heiterkeit sprühende Heldentat eines Musikers, dessen Optimismus und Zuversicht mich immer wieder von Neuem begeistert. Damals schon, im Vorprogramm eines Tina-Turner-Konzerts in Hannover, in dem er völlig zu Unrecht ausgepfiffen wurde. „This reaction is better than no reaction“ ließ er die Besucher wissen und zog sein Programm durch. Eier muss man haben. Echt, Keb‘, große Klasse! Ich habe keinen Chevy, aber einen Renault 4 – solltest Du mal in Hameln sein, drehen wir ’ne Runde.                                                             Jens F. Meyer