Nach über drei Jahren „Hi(t)story“ haben wir ja eins doll vernachlässigt: die Frauen! Wie konnte das passieren? Gerade im Rock’n’Roll gibt’s da doch nicht wenige Knallerladys, oder? Gut, Whitney Houston, Tina Turner oder Taylor Swift – sie alle haben wir schon berücksichtigt. Aber dann verließen sie ihn (beziehungsweise sie) ja auch schon fast wieder. Denn gehe ich die lange, lange Liste durch, die mein Kollege Jens und ich Anfang 2017 begannen, sind es eben doch vor allem männliche Künstler oder Bands mit männlichen Frontmännern, die wir „bearbeitet“ haben. Das wird sich ändern! Nämlich genau jetzt!

In diesem Jahr wäre sie wieder auf Tour gewesen – unter anderem auch in Deutschland –, wenn Corona den Konzerten nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte: Melissa Etheridge. Kaum eine Frau, die so ne Rockröhre auf der Bühne gibt! So viele Alben habe ich von ihr und alle so lange nicht gehört. Shame on me… Da fällt es denn auch schwer, einen Song aus diesem schier unerschöpflichen Repertoire auszuwählen. Ein kurzer Überblick über sämtliche Nummern von 1988 bis 2015 lenkte meinen Blick schließlich auf diese: „I will never be the same“. Habt ihr Lust drauf?

Erst mal muss ich mich aber fragen, warum sich Frau Etheridge bei mir so rar gemacht hat. Auch die letzten Konzerte in Hannover fanden ohne mich statt. Gut, das wird ihr jetzt wohl nicht aufgefallen sein… Sei’s drum: Nach zwei ganz starken Live-Auftritten in London und im Kuppelsaal Hannover Anfang des aktuellen Jahrtausends, wo die Rocklady ein intimes Soloprogramm auf die Beine stellte, das mir unvergessen bleibt, folgte ein Konzert im Capitol, das mich erschreckend enttäuschte. Lag es an ihr? Oder an dem trägen norddeutschen Publikum? Ich kann es nicht sagen.

Vielleicht sollte ich es doch noch einmal wagen und mir die 59-Jährige erneut live geben? Diesen Sommer wird das wohl aber nichts… Aber vielleicht beglückt sie mich dann doch eines Tages mit ihrer Sehnsuchtsnummer „I will never be the same“. Den Song aus dem Jahr 1993 fand ich schon immer stark, aber wenn ich jetzt so die Lyrics betrachte, kann ich mich sogar richtig in ihm wiederfinden: „Caught in your eyes, lost in your name…“ – dieser Zustand ist mir irgendwie bekannt – wenn auch mit Happy-End, während Melissas Erzählung traurig mit „In the morning of the night, when I woke to find you gone“ endet.