„Gimme shelter“ bedeutet „Beschütze mich“. Das Café du Port im bretonischen Atlantikdorf Lomener hat das immer getan – mich, uns beschützt! Die Herzlichkeit seines Patrons Mario, der im Nachnamen analog seines Wesens „le Grand“ (der Große) zeichnet, ist ergreifend wie Brandung und Gischt, die hundert Meter entfernt funkeln und sprühen.

Im Zuge eines kühlen Weißen flutete mir aus den Lautsprechern des Wundergasthauses an der Rue du Grazu das Musikprojekt Playing For Change in die Gehörgänge. Die barsche Rocknummer der Rolling Stones hatten Musiker aus aller Welt gezähmt, aber Funken sprüht „Gimme shelter“ auch hier. Weil Taj Mahals Gesang und Mundharmonika aufwühlen, weil senegalesische Congas, Südstaatenwaschbrett, jamaikanische Drums und eine Kora (Stegharfe) aus Mali erklingen! Für viereinhalb Minuten trifft sich die Welt, tritt für den Frieden ein, indem die Tücken von Hass und Krieg auf die Hörner genommen werden. „War – it‘s just a shot away, it‘s just a shot away.“

Krieg ist nur einen Schuss entfernt. Aber Liebe ist nur einen Kuss entfernt, so erfahren wir im furiosen Finale dieser berührenden Nummer, die mich stets an Mario und seine Kneipe erinnern wird. Weil es Liebe ist, die er, der nun in Rente geht, seinen Gästen mit jedem Plausch, jedem Glas, jedem Lächeln zukommen lassen hat. Ich weine keine Träne um ihn, es sind Sturzbäche. Auf dem alten, schweren Holzgestühl in dieser Kneipe zu sitzen, wo die Welt für Stunden schönster Augenblicke in Ordnung gewesen ist, auch wenn sie draußen alle durchdrehen, war ein Geschenk. Und wird es immer sein. Au revoir, Mario!